Die Apologie des Augsburger Bekenntnisses
125
„Ich will Feindschaft setzen zwischen dir und dem Weibe und zwischen deinem
Nachkommen und ihrem Nachkommen“ (1. Mose 3, 15). Mangel und Begierde sind
Strafen und Sünden. Der Tod, die anderen körperlichen Übel und die Tyrannei des
Teufels sind im eigentlichen Sinne Strafen. [157] Denn die menschliche Natur ist der
Knechtschaft preisgegeben und wird vom Teufel gefangen gehalten, der sie durch
gottlose Auffassungen und irrige Anschauungen betört und zu Sünden jeder Art ver-
leitet. Wie aber der Teufel nicht überwunden werden kann, es sei denn mit Christi
Hilfe, so können wir uns auch nicht aus eigenen Kräften aus dieser Knechtschaft
befreien. Die Weltgeschichte selbst zeigt, wie groß die Macht der Teufelsherrschaft
ist. Die Welt ist voll von Gotteslästerungen und Irrlehren. Und durch solche Fesseln
hält der Teufel die, die vor der Welt als weise und gerecht gelten, gefangen. Bei an-
deren machen sich noch schlimmere Laster bemerkbar. Weil uns aber Christus gege-
ben ist, der auch diese Sünden und Strafen tilgt und die Herrschaft des Teufels, die
Sünde und den Tod zerstört, werden die Wohltaten Christi nicht erkannt werden kön-
nen, wenn wir nicht unsere Übel erkennen. Deshalb haben unsere Prediger auch so
sorgfältig von diesen Dingen gesprochen und nichts Neues vorgetragen, sondern die
Heilige Schrift und die Auffassungen der heiligen Väter wiedergegeben.
[Appell an den Kaiser: Reformatoren vertreten die katholische Lehre von der Erbsünde]
13
Dies – so meinen wir – wird der Kaiserlichen Majestät genügen hinsichtlich der kin-
dischen und kalten Verdächtigungen, die die Gegner gegen unseren Artikel ins Feld
geführt haben. Wir sind nämlich überzeugt, richtig und in Übereinstimmung mit der
allgemeinen Kirche Christi zu denken. Wenn aber die Gegner diesen Streit erneut
entfachen wollen, so wird es bei uns nicht an Leuten fehlen, die ihnen antworten und
für die Wahrheit eintreten. Denn die Gegner in dieser Sache verstehen zum großen
Teil selbst nicht, was sie sagen. Oft widersprechen sie sich selbst. [CR 429] Sie
erklären weder das Wesen der Erbsünde noch die „Mängel“, wie sie sagen, richtig
und genau. Wir wollen hier aber nicht die Zänkereien dieser Leute bis ins kleinste
erörtern. Nur meinen wir, die Lehre der heiligen Väter, der auch wir folgen, mit
verständlichen und deutlichen Worten vortragen zu müssen.
[158]
[Art. III: Von Christus]
[Zweinaturenlehre und Heilswerk Christi]
14
Den dritten Artikel lassen die Gegner gelten. In ihm bekennen wir, daß in Christus
zwei Naturen sind, nämlich die menschliche Natur, die vom Wort aufgenommen
wurde in die Einheit seiner Person (vgl. Joh 1, 1); und daß derselbe Christus gelitten
hat und gestorben ist, um uns denVater zu versöhnen; und daß er wieder auferweckt
worden ist, damit er herrsche, die Gläubigen rechtfertige und heilige usw. in Über-
einstimmung mit dem Apostolischen und Nizänischen Glaubensbekenntnis.