Die Apologie des Augsburger Bekenntnisses
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wir genug verdient hätten. Und erprobte Gewissen können dies leicht nach-
vollziehen. Deshalb sagt Paulus Gal 3 (v. 22): „Die Schrift hat alles eingeschlossen
unter die Sünde, damit die Verheißung durch den Glauben an Jesus Christus gegeben
würde denen, die glauben.“ Hier spricht er uns jegliches Verdienst ab. Sagt er doch,
daß alle schuldig und unter die Sünde beschlossen sind; darauf fügt er hinzu, daß die
Verheißung gegeben werde, nämlich [178] die der Vergebung der Sünden und der
Rechtfertigung, und fügt noch hinzu, wie die Verheißung empfangen werden kann,
nämlich: „durch den Glauben“. Und dieser Beweis aus der Natur der Verheißung ist
die Hauptsache bei Paulus und wird häufig wiederholt (Röm 4, 16; Gal 3, 18). Und
nichts kann erdacht oder erdichtet werden, wodurch dieser Beweis des Paulus umge-
stoßen werden könnte. Deswegen sollen sich fromme Leute auch nicht von der Lehre
abbringen lassen, daß wir nur durch den Glauben die Vergebung um Christi willen
empfangen. In ihr haben sie den sicheren und starken Trost gegen die Schrecken der
Sünde, gegen den ewigen Tod und alle Pforten der Hölle (Mt 16, 18).
[Der Glaube selbst ist Gerechtigkeit vor Gott. Belege aus der Schrift]
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Weil wir aber allein durch den Glauben die Vergebung der Sünden und
die Versöh-
nung
um Christi willen
empfangen, rechtfertigt allein der Glaube. Denn die Versöhn-
ten werden nicht um ihrer Reinheit willen, sondern aufgrund der Barmherzigkeit um
Christi willen für gerecht und zu Söhnen Gottes erklärt, doch nur wenn sie diese
Barmherzigkeit durch den Glauben ergreifen. Deswegen bezeugt die Schrift, daß wir
durch den Glauben für gerecht erklärt werden (Röm 3, 26). Wir wollen daher Belege
anführen, die deutlich aussagen, daß der Glaube selbst die Gerechtigkeit ist, durch die
wir vor Gott für gerecht erklärt werden. Und dies nicht, weil der Glaube ein für sich
selbst wertvolles Werk ist, sondern weil er die Verheißung empfängt, mit der Gott
versprochen hat, daß er um Christi willen denen, die an ihn glauben, gnädig sein will.
Oder anders gesagt: Weil [der Glaube] weiß, daß „Christus uns von Gott gemacht ist
zur Weisheit und zur Gerechtigkeit und zur Heiligung und zur Erlösung“ (1. Kor 1,
30).
[Ausschluß der Werke – nicht nur der kultischen, auch der moralischen]
[CR 443] Paulus spricht im Römerbrief vor allem von dieser Sache, und er legt dar,
daß wir umsonst gerechtfertigt werden durch den Glauben, wenn wir glauben, daß
Gott um Christi willen mit uns versöhnt ist. Er trägt diese These, die den Stand der
ganzen Auseinandersetzung erfaßt, im dritten Kapitel vor: „Wir halten dafür, daß der
Mensch durch den Glauben gerecht wird, ohne Werke des Gesetzes“ (Röm 3, 28). Die
Gegner beziehen dies auf die levitischen Zeremonien. Aber Paulus redet nicht nur über
die Zeremonien, [179] sondern über das ganze Gesetz. Denn weiter unten zitiert er aus
den Zehn Geboten: „Du sollst nicht begehren“ (Röm 7, 7; vgl. 2. Mose 20, 17). Und
wenn die moralischen Werke die Vergebung der Sünden und die Rechtfertigung ver-
dienten, so brauchte man Christus und die Verheißung nicht, und damit würde all das