Die Apologie des Augsburger Bekenntnisses
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daß wir nämlich, weil wir wissen, daß wir um Christi willen erhört werden und die
Verheißung besitzen, darum bitten, daß uns der Heilige Geist leite und verteidige,
damit wir nicht getäuscht in die Irre gehen und nicht getrieben werden, etwas gegen
den Willen Gottes zu tun. Wie es der Psalm lehrt: „Er hat das Gefängnis gefangen
genommen, er hat den Menschen Gaben geschenkt“ (Ps 68, 19). Denn Christus hat
den Teufel besiegt und uns die Verheißung und den Heiligen Geist gegeben, damit wir
durch göttliche Unterstützung auch unsererseits siegen. Und 1. Joh 3 (v. 8) heißt es:
„Dazu ist erschienen der Sohn Gottes, daß er die Werke des Teufels zerstöre.“ Weiter
lehren wir nicht nur, wie das Gesetz erfüllt werden kann, sondern auch, wie Gott es
erfüllt wissen will, nämlich nicht dadurch, daß wir dem Gesetz Genüge tun, sondern
dadurch, daß wir „in Christus sind“. Dies werden wir etwas später erklären.
[Liebe zu Gott – untrennbar vom Glauben]
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[188] Es steht also fest, daß [auch] die Unseren gute Werke fordern. Ja, wir fügen
noch dies hinzu: Man kann die Liebe zu Gott, so schwach sie auch sein mag, nicht
vom Glauben trennen. Denn durch Christus gelangt man zum Vater, und nach dem
Empfangen der Sündenvergebung sind wir gewiß, Gott zu haben – das heißt, daß Gott
sich um uns kümmert. Wir rufen ihn an, danken ihm, fürchten und lieben ihn, wie
Johannes es in seinem ersten Brief lehrt: „Wir lieben ihn“, sagt er, „weil er uns zuvor
geliebt hat“ (1. Joh 4, 19), nämlich: weil er seinen Sohn für uns gegeben und uns die
Sünden vergeben hat. So zeigt er, daß der Glaube vorangeht und die Liebe folgt.
Ebenso gilt: Der Glaube, von dem wir sprechen, lebt in der Buße, [CR 450] d. h., er
wird empfangen in den Schrecken des Gewissens, das den gegen unsre Sünden
gerichteten Zorn Gottes fühlt. Er sucht Vergebung der Sünden und Befreiung von der
Sünde. Und in derartigen Schrecken und anderen Anfechtungen muß dieser Glaube
wachsen und fest werden. Deshalb kann er nicht in denen bestehen, die „nach dem
Fleische leben“, die [also] ihren Leidenschaften anhängen und sich ihnen völlig
hingeben. Daher sagt Paulus: „So gibt es nun keine Verdammnis mehr für die, die in
Christus Jesus sind, die nicht nach dem Fleisch leben, sondern nach dem Geist“ (Röm
8, 1.4). Und ebenso: „So sind wir nun, liebe Brüder, nicht dem Fleisch schuldig, daß
wir nach dem Fleisch leben. Denn wenn ihr nach dem Fleisch lebt, so werdet ihr
sterben müssen; wenn ihr aber durch den Geist die Taten des Fleisches tötet, so
werdet ihr leben“ (Röm 8, 12 f.). Deshalb bleibt jener Glaube, der die Vergebung der
Sünden mit einem tief erschrockenen und die Sünde fliehenden Herz empfängt, nicht
in denen, die ihren Leidenschaften gehorchen. Und er kann auch nicht zusammen mit
einer Todsünde bestehen.
[Rechtfertigung durch Liebe – ein Irrglaube]
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Aus diesen Wirkungen des Glaubens greifen die Gegner eine einzige heraus, nämlich
die Liebe. Und sie lehren, daß sie rechtfertigt. [189] Damit ist völlig klar, daß sie nur
das Gesetz lehren. Sie lehren nicht zuvor, daß wir die Vergebung der Sünden durch