Die Apologie des Augsburger Bekenntnisses
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teilnahmsloses Zurkenntnisnehmen, noch kann er zusammen mit einer Todsünde
bestehen. Sondern er ist ein Werk des Heiligen Geistes, durch welches wir vom Tod
befreit und die tief erschrockenen Herzen aufgerichtet und lebendig gemacht werden.
Und weil allein dieser Glaube die Sündenvergebung empfängt, macht er uns bei Gott
angenehm
und schenkt wieder friedliche und ruhige Gewissen
: Mit größerem Recht
als seine nachfolgende Wirkung, die Liebe, könnte man deshalb ihn die „angenehm
machende Gnade“ nennen.
[Klarheit über Glaubensgerechtigkeit – schlimme Folgen ihrer Leugnung]
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[184] Bis hierher haben wir durch Schriftzeugnisse und der Schrift entnommene Ar-
gumente, die die Sache klarer machen sollten, ausführlich genug gezeigt, daß wir
allein durch den Glauben um Christi willen die Vergebung der Sünden erlangen
[CR 447] und allein aus Glauben gerechtfertigt, d. h. aus Ungerechten zu Gerechten
gemacht und wiedergeboren werden. Man kann aber leicht ermessen, wie notwendig
die Erkenntnis dieses Glaubens ist. Denn in ihm allein läßt sich das Amt Christi er-
fassen; durch ihn allein empfangen wir die Wohltaten Christi; er allein spendet den
frommen Gemütern den gewissen und zuverlässigen Trost. Und es ist nötig, daß es in
der Kirche eine Lehre gibt, aus der die Frommen die zuverlässige Hoffnung auf das
Heil schöpfen. Denn die Gegner raten den Menschen übel, wenn sie sie zweifeln
lassen, ob
sie
die Vergebung der Sünden erlangen. Wie sollen die im Tode standhal-
ten können, die nichts von diesem Glauben gehört haben und meinen, es sei zweifel-
haft, ob sie die Vergebung der Sünden erlangen? Ferner muß in der Kirche Christi das
Evangelium bewahrt werden, d. h. die Verheißung, daß die Sünden umsonst – um
Christi willen – vergeben werden. Diese frohe Botschaft löschen diejenigen völlig
aus, die nichts von dem Glauben sagen, von dem wir sprechen. Aber die Scholastiker
reden mit keinem Wort von diesem Glauben. Unsere Gegner folgen ihnen darin und
verwerfen diesen Glauben. Sie sehen nicht, daß sie die ganze Verheißung der um-
sonst geschenkten Sündenvergebung und Gerechtigkeit Christi auslöschen, indem sie
diesen Glauben verwerfen.
[185]
Von der Liebe und der Erfüllung des Gesetzes
Hier wenden die Gegner ein: „Willst du zum Leben eingehen, so halte die Gebote!“
(Mt 19, 17); ebenso: „Die das Gesetz tun, werden gerecht sein“ (Röm 2, 13) – und
viele andere ähnliche Worte über das Gesetz und die Werke. Doch bevor wir darauf
antworten, ist zu sagen, was wir unter der „Liebe“ und der „Erfüllung des Gesetzes“
verstehen.