Die Bekenntnisschriften - page 92

Die Apologie des Augsburger Bekenntnisses
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was „Gericht Gottes“ bedeutet. Aber wenn es im Kampf steht und in der Schlacht-
reihe, dann erfährt das Gewissen schnell, wie hohl diese philosophischen Hirngespinste
sind. Paulus sagt: „Das Gesetz richtet Zorn an“ (Röm 4, 15). Er sagt nicht: Durch das
Gesetz verdienen die Menschen die Vergebung der Sünden. Denn das Gesetz klagt
die Gewissen immer nur an und erschreckt sie zu Tode. Es rechtfertigt also nicht,
denn das durchs Gesetz erschreckte Gewissen flieht vor dem Urteil Gottes. Wer
darauf vertraut, sich durch das Gesetz, d. h. durch eigene Werke die Vergebung der
Sünden verdienen zu können, irrt also.
Und damit genug von der Gerechtigkeit der Vernunft oder des Gesetzes, wie sie
unsere Gegner lehren. Denn schon bald (wenn wir unser Verständnis der Glaubens-
gerechtigkeit erläutern) zwingt uns die Sache selbst dazu, weitere Beweise zu erbrin-
gen; auch sie werden dazu beitragen, die Irrtümer der Gegner, die wir bisher aufge-
zählt haben, über den Haufen zu werfen.
Das Evangelium: Verheißung der Rechtfertigung um Christi willen
[Sündenvergebung als Geschenk]
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Aus eigenen Kräften können die Menschen Gottes Gesetz also nicht erfüllen. Sie sind
alle unter der Sünde und des ewigen Zornes und Todes schuldig. [168] Deshalb kön-
nen wir auch nicht durchs Gesetz von der Sünde befreit und gerechtfertigt werden,
vielmehr ist die Verheißung der Sündenvergebung und Rechtfertigung um Christi
willen gegeben. Er ist uns gegeben, damit er für die Sünden der Welt Genugtuung
leiste, ist eingesetzt als Mittler und Versöhner. Und diese Verheißung hängt nicht von
unseren Verdiensten ab, sondern bietet die Sündenvergebung und Rechtfertigung
umsonst an, wie Paulus sagt: „Ist’s aber aus Werken, so ist’s nicht mehr Gna-
de“ (Röm 11, 6). Und an anderer Stelle: „Die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt, wird
ohne Zutun des Gesetzes offenbar“ (Röm 3, 21), d. h., die Sündenvergebung wird
umsonst angeboten. Auch hängt die Versöhnung nicht von unseren Werken ab. Wenn
aber die Sündenvergebung von unsern Verdiensten abhinge und die Versöhnung
durch das Gesetz käme, dann wären sie nutzlos. [CR 435] Denn weil wir das Gesetz
nicht erfüllen können, so folgt daraus, daß wir auch die verheißene Versöhnung nie-
mals erlangen würden. Deshalb schlußfolgert Paulus auch in Röm 4 (v. 14): „Wenn
aus dem Gesetz das Erbe kommt, dann ist der Glaube nichts, und die Verheißung ist
dahin.“ Wenn nämlich die Verheißung von unseren Verdiensten und vom Gesetz
abhinge, wir aber das Gesetz niemals erfüllen können, so folgte daraus, daß die Ver-
heißung sinnlos wäre.
[Gerechtigkeit des Christusglaubens statt Gesetzesgerechtigkeit]
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Wenn uns aber die Rechtfertigung durch eine umsonst geschenkte Verheißung zuteil
wird, so folgt daraus, daß wir uns nicht selbst rechtfertigen können. Wozu wäre sonst
die Verheißung nötig? Und weil die Verheißung nur im Glauben ergriffen werden
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