Die Apologie des Augsburger Bekenntnisses
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hinfällig, was Paulus über die Verheißung sagt. Und falsch wäre auch, was er an die
Epheser schrieb: „Aus Gnade seid ihr selig geworden“ und „Gottes Gabe ist es, nicht
aus Werken“ (Eph 2, 8 f.). Ebenso führt Paulus Abraham an und David (Röm 4, 1.6).
Diese aber konnten sich auf das göttliche Gebot der Beschneidung berufen. Und des-
halb gilt: Wenn irgendwelche Werke rechtfertigen könnten, so hätten damals not-
wendig diese Werke rechtfertigen müssen, weil sie sich auf einen Befehl Gottes beru-
fen konnten. Aber Augustinus sagt zutreffend, daß Paulus vom ganzen Gesetz redet.
In diesem Sinne äußert er sich nämlich ausführlich in seiner Schrift „Vom Geist und
vom Buchstaben“, wo er gegen Ende schreibt: „Nachdem also dies gründlich erwo-
gen und unter Einsatz all der Fähigkeiten, deren Gott mich gewürdigt hat, behandelt
worden ist, fassen wir zusammen, daß der Mensch nicht vermittelst der Gebote
eines guten Lebens gerechtfertigt wird, sondern nur durch den Glauben an Jesus
Christus.“
[Glaubensgerechtigkeit – nicht Zufalls-, sondern Hauptthema]
Und damit wir nicht etwa meinen, Paulus sei dieser Gedanke (daß der Glaube recht-
fertigt) unbesonnen entschlüpft, untermauert und festigt er ihn Röm 4 in einer langen
Erörterung und wiederholt ihn später in allen seinen Briefen. So sagt er Röm 4 (v. 4 f.):
„Dem aber, der mit Werken umgeht, wird der Lohn nicht aus Gnade zugerechnet,
sondern aus Pflicht. Dem aber, der nicht mit Werken umgeht, glaubt aber an den, der
die Gottlosen gerecht macht, dem wird sein Glaube gerechnet zur Gerechtigkeit.“ Hier
sagt er deutlich, daß der Glaube selbst zur Gerechtigkeit gezählt wird. Der Glaube ist
also das, wovon Gott erklärt, es sei die Gerechtigkeit. Und er fügt hinzu, daß [diese
Gerechtigkeit] umsonst zugerechnet wird. Und er verneint, daß sie umsonst zuge-
rechnet werden könne, wenn sie der Werke wegen geschuldet würde. Deshalb
schließt er auch das Verdienst der moralischen Werke aus. Denn würde diesen die
Gerechtsprechung vor Gott geschuldet, so würde der Glaube nicht ohne Werke zur
Gerechtigkeit angerechnet. Und später [heißt es dann]: „Wir sagen doch: Abraham ist
sein Glaube zur Gerechtigkeit gerechnet worden“ (Röm 4, 9). Und Kapitel 5 (v. 1) sagt
er: „Da wir nun gerecht geworden sind durch den Glauben, haben wir Frieden mit Gott“
– d. h. „haben wir ruhige und frohe Gewissen vor Gott“. [Ebenso] Röm 10 (v. 10): „Mit
dem Herzen glaubt man [180] zur Gerechtigkeit.“ Hier verkündet er, daß der Glaube
die „Gerechtigkeit des Herzens“ ist. [Und] Gal 2 (v. 16): „Wir sind zum Glauben an
Jesus Christus gekommen, damit wir gerecht werden durch den Glauben an Christus
und nicht durch Werke des Gesetzes.“ [CR 444] [Dann] Eph 2 (v. 8 f.): „Aus Gnade
seid ihr selig geworden durch den Glauben, und das nicht aus euch: Gottes Gabe ist es,
nicht aus Werken, damit sich nicht jemand rühme.“
40 Augustinus, Vom Geist und vom Buchstaben, Kap. 13, 22.