Die Bekenntnisschriften - page 96

Die Apologie des Augsburger Bekenntnisses
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aus dem ersten Buch Mose hat Paulus nicht umsonst so sehr gefallen. Wir sehen, wie
stark er es hervorhebt, wie sorgfältig er bei ihm verweilt, weil er sah, daß die Natur
des Glaubens an dieser Stelle leicht begriffen werden kann; er sah, daß [hier] in aller
Deutlichkeit ein Beispiel für die Zurechnung der Gerechtigkeit angeführt wird. Er
sah, daß den Werken der Ruhm, die Rechtfertigung zu verdienen und den Gewissen
zum Frieden zu verhelfen, entrissen wird. Wenn Abraham deshalb „gerecht“ genannt
wird, weil er der Verheißung zustimmt und die angebotene Versöhnung ergreift, setzt
er dem Zorn Gottes nicht Verdienste oder Werke entgegen. Deshalb hat diese Stelle –
sorgfältig bedacht – die frommen Menschen sattsam über die ganze Angelegenheit
belehren können; jedenfalls hat sie so begriffen werden können, wenn die erschrok-
kenen Gemüter sie sich vor Augen stellen und auf die gleiche Weise darauf vertrau-
en, sie müßten der umsonst geschenkten Verheißung zustimmen. Denn sie können an-
ders keinen Frieden finden; außer, wenn sie darauf vertrauen, einen gnädigen Gott zu
haben, weil der es versprochen hat [gnädig zu sein], nicht weil unsere Natur, unser
Leben oder unsere Werke würdig sind.
[Minderung des Glaubens durch die Gegner]
Deshalb wurden auch die Väter nicht durch das Gesetz gerechtfertigt, [CR 438] son-
dern durch die Verheißung und den Glauben. Es ist deshalb verwunderlich, wie sehr
die Gegner den Glauben verkleinern. Und dies, obwohl sie doch sehen müßten, daß er
überall als die hauptsächliche Form des Gottesdienstes gepriesen wird. So z. B. in Ps
49: „Rufe mich an in der Not, so will ich dich erretten“ (Ps 50, 15). So will Gott
bekannt werden. So will er verehrt werden, daß wir Wohltaten von ihm empfangen –
und zwar um seiner eigenen Barmherzigkeit willen, [172] nicht wegen unserer Ver-
dienste. Das ist ein überreicher Trost in allen Anfechtungen. Die Gegner aber machen
alle derartigen Tröstungen zunichte, indem sie den Glauben für unbedeutend erklären
und verächtlich machen und allein lehren, daß die Menschen durch Werke und Ver-
dienste mit Gott umgehen.
Daß
allein
der Glaube an Christus gerecht macht
[Entstehung des Glaubens: Trost und neues Leben]
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Damit niemand meint, wir würden hier bloß von einer Geschichtskenntnis reden, ist
zuerst zu sagen, wie uns der Glaube zuteil wird. Danach wollen wir zeigen, daß er
rechtfertigt und wie dies zu verstehen ist; und wir werden das entkräften, was die
Gegner einwenden. Christus gebietet Lk 24 (v. 47), zu predigen Buße in seinem Na-
men und Vergebung der Sünden. Denn das Evangelium überführt alle Menschen, daß
sie unter der Sünde und alle des ewigen Zornes und Todes schuldig sind. Und es
bietet um Christi willen Sündenvergebung und Rechtfertigung an, die im Glauben
empfangen werden. Die Predigt der Buße, die uns anklagt, versetzt die Gewissen in
echtes und tiefes Erschrecken. Da müssen die Herzen wieder Trost empfangen. Das
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