Die Apologie des Augsburger Bekenntnisses
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die um Christi willen verheißene Barmherzigkeit. Die Gegner meinen, Christus sei
deshalb der Mittler und Versöhner, weil er den „Zustand der Liebe“ erworben habe.
Sie wollen deshalb auch nicht, daß er jetzt als Mittler in Anspruch genommen wird,
sondern erdichten, nachdem sie Christus ganz und gar begraben haben, daß wir durch
eigene Werke Zugang haben und durch sie jenen Zustand verdienen und danach
durch die Liebe den Frieden des Gewissens haben
. Heißt das etwa nicht, Christus
ganz und gar zu begraben und die ganze Lehre vom Glauben zu beseitigen? Paulus
hingegen lehrt, daß wir den Zugang,
den Frieden
durch Christus haben. Und um
deutlich zu machen, wie dies geschieht, fügt er hinzu, daß wir „durch den Glauben“
Zutritt haben. Durch den Glauben also empfangen wir um Christi willen die Verge-
bung der Sünden. Wir können dem Zorn Gottes nicht unsere Liebe und unsere Werke
entgegenhalten.
[Versöhnung um Christi willen – deshalb: Glauben]
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[177] Zweitens: Es ist gewiß, daß die Sünden um des Versöhners Christus willen
vergeben werden. Röm 3 (v. 25): „Den Gott zum Versöhner eingesetzt hat.“ Paulus
aber fügt hinzu: „Durch den Glauben“. Deshalb nützt uns dieser Versöhner dann,
wenn wir im Glauben die in ihm verheißene Barmherzigkeit ergreifen und sie dem
Zorn und Gerichtsspruch Gottes entgegenhalten. Und in ebendiesem Sinne steht auch
Hebr 4 (v. 14.16) geschrieben: „Weil wir einen Hohenpriester haben usw., laßt uns
hinzutreten mit Zuversicht.“ Er gebietet nämlich, zu Gott zu treten nicht im Vertrau-
en auf unsere Verdienste, sondern im Vertrauen auf den Hohenpriester Christus; er
verlangt also den Glauben.
Drittens sagt Petrus Apg 10 (v. 43): „Von diesem bezeugen alle Propheten, daß
durch seinen Namen alle, die an ihn glauben, Vergebung der Sünden empfangen
sollen.“ Wie hätte er hier deutlicher sprechen können? Wir empfangen die Verge-
bung der Sünden, so sagt er, durch seinen Namen, [CR 442] d. h. um seinetwillen:
Also nicht um unserer Verdienste willen, nicht um unserer Zerknirschung, unserer
anfänglichen Reue, unserer Liebe, unseres Gottesdienstes und unserer Werke willen.
Und er fügt hinzu: „Wenn wir an ihn glauben.“ Er verlangt also den Glauben. Denn
nur im Glauben können wir den Namen Christi ergreifen. Außerdem verweist er auf
die übereinstimmende Meinung aller Propheten. Das aber heißt wirklich, sich auf die
Vollmacht der Kirche zu berufen. Über diesen Punkt aber wird weiter unten im Arti-
kel von der Buße erneut gesprochen werden müssen.
Viertens ist die Vergebung der Sünden eine Sache, die um Christi willen verheißen
wird. Deshalb kann sie nur allein im Glauben empfangen werden. Denn die Verhei-
ßung kann nur allein im Glauben empfangen werden. [Heißt es doch] Röm 4 (v. 16):
„Deshalb durch den Glauben, damit sie aus Gnaden sei und die Verheißung festblei-
be.“ So als wollte er sagen: Wenn die Sache von unseren Verdiensten abhinge, so
wäre die Verheißung ungewiß und unnütz, weil wir niemals feststellen könnten, wann
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