Die Bekenntnisschriften - page 119

Die Apologie des Augsburger Bekenntnisses
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ferten. Dieses Werk
hat das Volk mit wundersamem Eifer nachzuahmen begonnen, um
dadurch
den Zorn Gottes zu besänftigen.
Aber die Propheten hatten auf den Höhen
geopfert, nicht um durch jene Werke Vergebung der Sünden
[…]
zu verdienen, sondern
weil sie an jenen Orten lehrten und deshalb dort ein Zeugnis ihres Glaubens ablegten.
Das Volk hatte gehört, daß Abraham seinen Sohn geopfert hatte (1. Mose 22, 1–19).
Deshalb schlachteten sie auch selbst ihre Söhne, um durch dieses bitterste und
schwerste Opfer den Zorn Gottes zu beschwichtigen. [CR 482] Aber Abraham opfer-
te seinen Sohn nicht in der Meinung, dieses Werk sei ein Preis und eine Sühne, um
derentwillen er für gerecht gehalten würde. So ist [auch] in der Kirche das Abend-
mahl eingesetzt worden, damit durch die Erinnerung an die Verheißungen Christi (die
uns durch dieses Zeichen ins Gedächtnis gerufen werden) der Glaube in uns gestärkt
würde und wir öffentlich unseren Glauben bekennen und die Wohltaten Christi
verkündigen. So wie auch Paulus sagt: „So oft ihr dies tut, verkündigt ihr den Tod des
Herrn“ (1. Kor 11, 26) usw. Aber unsere Gegner behaupten, die Messe sei ein Werk,
das durch den Vollzug
rechtfertigt
und diejenigen vom Schuld- und Strafzustand
befreit
, für die sie gehalten wird.
[…]
Antonius, Bernhard, Dominikus, Franziskus und andere heilige Väter haben eine
bestimmte Lebensweise gewählt, entweder wegen des Studiums oder wegen anderer
nützlicher Übungen. Dabei waren sie überzeugt, durch den Glauben um Christi will-
len als gerecht zu gelten und
einen gnädigen Gott
zu haben –
um Christi willen, nicht
um jener Übungen willen
! Aber die Masse hat dann nicht den Glauben der Väter
nachgeahmt, sondern ihre Beispiele ohne den Glauben, um durch sie [201] die Ver-
gebung der Sünden zu verdienen,
damit sie um jener Werke willen vor Gott für ge-
recht erklärt würden.
So irrt der menschliche Geist hinsichtlich der Werke, weil er die Glaubensgerech-
tigkeit nicht begreift. Und diesen Irrtum tadelt das Evangelium, welches lehrt, daß die
Menschen nicht wegen des Gesetzes, sondern allein um Christi willen für gerecht
erklärt werden. Christus aber wird allein im Glauben ergriffen. Deshalb werden wir
allein durch den Glauben um Christi willen für gerecht gehalten.
[Biblische Argumente der Gegner gegen die Rechtfertigung durch Glauben]
[Zu 1. Kor 13, 2.13: Rechtfertigung durch Liebe?]
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Doch halten uns die Gegner eine Stelle aus den Korintherbriefen vor:
[CR 483]
[…]
„Wenn ich allen Glauben hätte usw., die
Liebe
aber nicht, so wäre ich nichts“ (1. Kor
13, 2). Und sie
[…]
triumphieren mächtig. Der ganzen Kirche, so sagen sie,
bescheinigt Paulus, daß nicht allein der Glaube rechtfertigt. Aber es ist
leicht zu
antworten, nachdem
wir oben gezeigt haben, wie wir über die Liebe und die Werke
denken. Dieses Pauluswort fordert die Liebe. Die fordern auch wir. Wir haben
nämlich oben gesagt, daß es in uns eine Erneuerung und eine angefangene Gesetzes-
erfüllung geben muß
[…]
.
Deshalb [gilt]:
Wenn jemand die Liebe preisgegeben hat,
behält er, auch wenn er einen sehr großen Glauben hat, diesen nicht. Denn er behält
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