Die Bekenntnisschriften - page 118

Die Apologie des Augsburger Bekenntnisses
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[Fehlurteile über die „Werke“ im Blick auf die Heiligen]
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[CR 479] [CR 480]
[…]
[199] Weil auf diese Weise die guten Werke dem Glauben
folgen müssen, gehen die ganz anders mit den Werken um, die nicht glauben und
nicht von Herzen darauf vertrauen, daß ihnen um Christi willen vergeben wird
[…].
Wenn sie die Werke der Heiligen sehen, urteilen sie nach menschlicher Art, die Hei-
ligen hätten
durch jene Werke
die Sündenvergebung verdient
und wären wegen die-
ser Werke
vor Gott für gerecht erklärt worden.
Deshalb ahmen sie sie nach und mei-
nen, sie würden durch ähnliche Werke die Sündenvergebung verdienen,
sie versu-
chen, Gottes Zorn zu besänftigen, und vertrauen darauf, um solcher Werke willen für
gerecht erklärt zu werden. Diese gottlosen Meinungen
von den Werken verdammen
wir. Denn
erstens verdunkeln sie
die Ehre Christi, wenn Menschen Gott diese Werke
gleichsam als Lösegeld und Sühne anbieten. Die Ehre, die allein Christus gebührt,
wird unseren Werken beigelegt. Zweitens finden die Gewissen dennoch keinen Frie-
den in diesen Werken, sondern verzweifeln, obwohl sie Werk
auf
Werk häufen, zu-
letzt in wahrem Schrecken, weil sie
nämlich wirklich
kein Werk finden, das rein ge-
nug wäre. Das Gesetz klagt immer an und wirkt Zorn. Drittens kommen solche
Menschen niemals zur Gotteserkenntnis; [CR 481]
denn die Gewissen, die den Zorn
Gottes fliehen, können keinen Frieden finden und auch niemals glauben, daß sie von
Gott erhört werden. Aber wenn der Glaube hinzukommt, der glaubt, daß wir umsonst
für gerecht erklärt werden, wagt er es, Gott anzurufen, und er glaubt, daß er erhört
wird, und erlangt die wahre Erkenntnis Gottes.
[Geschichte des Irrtums über die Werke: Heiden und Juden]
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Doch
besteht
immerfort in der Welt diese gottlose Meinung über die Werke. So hiel-
ten die Heiden Opfer, die sie von den Vätern übernommen hatten. Deren Werke
ahmten sie nach, hatten aber keinen Glauben, sondern meinten, jene Werke wären
eine Sühne und ein Lösegeld, durch das Gott mit ihnen versöhnt würde. Das Volk
[Israel] ahmte
jene Opfer
im Gesetz nach,
da es glaubte
, es würde
sozusagen
durch
den bloßen Vollzug jener Werke einen gnädigen Gott haben. Hier sehen wir, wie
heftig die Propheten das Volk zurechtweisen. Ps 49: „Nicht deiner Opfer wegen klage
ich dich an“ (Ps 50, 8). Und Jeremia: „Ich habe euch kein Gebot über
Brandopfer
gegeben“ (Jer 7, 22). Solche Worte verdammen nicht die Werke, die Gott klar
geboten hatte, wie z. B. äußere Verpflichtungen dieser Gemeinwesen, sondern die
gottlose Überzeugung, [200] in der sie meinten, durch jene Werke den Zorn Gottes
stillen zu können, weshalb sie den Glauben verwarfen. Und weil kein Werk ein
ruhiges Gewis-sen schenkt, so erdenken sie neue Werke abseits der Gebote Gottes.
[Nachahmung statt Glaube?]
Doch am meisten wirken die Vorbilder der Heiligen auf die Menschen. Sie hoffen, sie
würden durch Nachahmung derselben ebenso die Versöhnung erlangen, wie jene sie
erlangt haben. Das Volk Israel hatte gesehen, daß die Propheten auf den Höhen op-
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