Die Bekenntnisschriften - page 117

Die Apologie des Augsburger Bekenntnisses
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verschiedenen Lösungen. Denn wahr ist jenes Wort des alten Dichters: „
Das unrechte
Wort aber bedarf, krank in sich selbst, weiser Heilmittel.
50
[197] Bei guten und
zuverlässigen Sachen aber rückt die eine oder andere Lösung, aus den Quellen
geschöpft, alles zurecht, was anstößig erscheint. [CR 460] So ist es auch in unserem
Fall. Denn die eben erwähnte Regel erklärt alle zitierten Worte über das Gesetz und
die Werke.
[„Gute Werke“ im Licht dieser Unterscheidung]
55
Wir sagen nämlich, daß die Schrift hier vom Gesetz spricht, dort vom Evangelium
oder der umsonst geschenkten Verheißung
der Sündenvergebung
um Christi willen.
Unsere Gegner aber streichen einfach die
[…]
Verheißung. Sie leugnen, daß der
Glaube rechtfertigt, wenn sie lehren, daß wir um der Liebe und unserer Werke willen
Sündenvergebung und Versöhnung empfangen. Wenn
nämlich
die Sündenvergebung
von unseren Werken abhängt, so wird sie gänzlich ungewiß.
Denn wir vollbringen
niemals zureichende Werke
.
Die Verheißung wird also ausgelöscht. Daher rufen wir
alle frommen Menschen auf, wieder auf die Verheißungen zu sehen, und lehren die
umsonst geschenkte Sündenvergebung und Versöhnung, die durch den Glauben an
Christus geschieht. Dann fügen wir auch die Lehre vom Gesetz hinzu,
nicht weil wir
durch das Gesetz Sündenvergebung verdienten oder um des Gesetzes, nicht um
Christi willen für gerecht erklärt würden, sondern weil Gott gute Werke fordert. Denn
man muß das Gesetz und die Verheißungen mit Verstand „richtig austeilen“ (2. Tim 2,
15).
Man muß darauf sehen, was die Schrift dem Gesetz und was sie den
Verheißungen zuteilt. Denn
die guten Werke lobt und gebietet sie so
, daß sie die
umsonst geschenkte Verheißung nicht aufhebt
und auch nicht Christus beseitigt.
[CR 478]
Denn gute Werke müssen getan werden, weil Gott sie fordert. Deshalb sind
sie Wirkungen der Wiedergeburt, wie Paulus Eph 2 (v. 10) lehrt: „Wir sind sein
Werk, geschaffen in Christus Jesus zu guten Werken, die Gott zuvor bereitet hat, daß
wir darin wandeln sollen.“ Daher müssen die guten Werke dem Glauben folgen als
ein Dank gegen Gott. Ebenso, damit sich der Glaube in ihnen sowohl übt als auch
wächst und anderen gezeigt wird, damit durch unser Bekenntnis andere zur Gottes-
furcht eingeladen werden. So sagt Paulus, Abraham habe die Beschneidung nicht
deshalb empfangen, damit er um dieses Werkes willen für gerecht erklärt würde,
sondern um ein an den Körper geschriebenes Zeichen zu haben, durch das er erin-
nert werden und allmählich einen größeren Glauben empfangen sollte. Desgleichen
sollte er dadurch den Glauben vor anderen bekennen und durch sein Zeugnis andere
zum Glauben einladen (Röm 4, 9 ff.). So hat Abel durch den Glauben ein willkomme-
neres Opfer gebracht. Denn das Opfer gefiel nicht durch den bloßen Vollzug, son-
dern weil Abel im Glauben gewiß war, um der Barmherzigkeit willen einen versöhn-
ten Gott zu haben. Jenes Werk aber tat er, um seinen Glauben zu üben und andere
durch das Beispiel und sein Bekenntnis zum Glauben einzuladen (Hebr 11, 4).
50 Euripides, Die Phönikerinnen, Vers 474 f.
1...,107,108,109,110,111,112,113,114,115,116 118,119,120,121,122,123,124,125,126,127,...549
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