Die Bekenntnisschriften - page 125

Die Apologie des Augsburger Bekenntnisses
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und Gnade verdienen. Er spricht nämlich von den Werken der Gerechtfertigten, die
schon versöhnt und angenommen sind und Sündenvergebung erlangt haben. Daher
irren die Gegner, wenn sie hieraus folgern, Jakobus lehre, daß wir durch gute Werke
Sündenvergebung und Gnade verdienen, daß wir durch unsere Werke Zugang zu Gott
haben, ohne den Versöhner Christus.
Drittens hat Jakobus kurz zuvor von der Wiedergeburt gesagt, sie geschehe durch
das Evangelium. So nämlich sagt er: „Er hat uns geboren nach seinem Willen durch
das Wort der Wahrheit, damit wir Erstlinge seiner Geschöpfe seien“ (Jak 1, 18).
Wenn er sagt, wir seien durch das Evangelium wiedergeboren, dann lehrt er, daß wir
durch den Glauben wiedergeboren und gerechtfertigt sind. Denn die Verheißung von
Christus wird nur im Glauben ergriffen, wenn wir sie den Schrecken der Sünde und
des Todes entgegenhalten. Jakobus meint also nicht, wir würden durch unsere Werke
wiedergeboren.
[209] Aus all dem wird deutlich, daß Jakobus uns nicht widerspricht. Er tadelte hier
müßige und sichere Menschen, die meinten, sie hätten den Glauben, obwohl sie ihn
nicht hatten. Er unterschied zwischen totem und lebendigem Glauben. Ein toter
Glaube, sagt er, bringt keine guten Werke hervor; lebendig [aber] nennt er den Glau-
ben, der gute Werke hervorbringt. Nun haben wir schon oft gezeigt, was wir
„Glauben“ nennen. Wir reden nämlich nicht von bloßer Kenntnisnahme, wie sie auch
bei den Teufeln geschieht (Jak 2, 19), sondern von dem Glauben, der den Schrecken
des Gewissens standhält, der die tief erschrockenen Herzen aufrichtet und tröstet.
[CR 491] Ein solcher Glaube aber ist keine einfache Sache, wie die Gegner träumen,
auch keine menschliche, sondern eine göttliche Kraft, durch die wir lebendig ge-
macht werden, durch die wir Teufel und Tod besiegen. So wie Paulus an die Kolosser
schreibt, der Glaube sei wirksam durch die Macht Gottes und besiege den Tod: Mit
dem [= Christus] „ihr auch auferweckt seid im Vertrauen auf die
Wirksamkeit
Gottes“ (Kol 2, 12). Weil dieser Glaube das neue Leben ist, bringt er notwendig neue
Regungen und Werke hervor. Deshalb bestreitet Jakobus zu Recht, wir würden durch
solchen Glauben gerechtfertigt, der ohne Werke ist. Wenn er aber sagt, wir würden
durch Glauben und Werke gerechtfertigt, meint er gewiß nicht, daß wir durch Werke
wiedergeboren würden. Auch sagt er nicht, zum Teil sei Christus der Versöhner, zum
Teil seien unsere Werke die Versöhnung. Auch schildert er hier nicht den Vorgang
der Rechtfertigung, sondern beschreibt, wie die Gerechten sind, nachdem sie gerecht-
fertigt und wiedergeboren sind. Und „gerechtfertigt werden“ meint hier nicht „aus
einem Ungerechten zu einem Gerechten gemacht werden“, sondern im gerichtlichen
Sprachgebrauch „für gerecht erklärt werden“, so wie auch hier: „Die Täter des Ge-
setzes werden gerechtfertigt werden“ (Röm 2, 13). Wie also diese Worte nichts An-
stößiges haben, so meinen wir auch von den Worten des Jakobus („Der Mensch wird
nicht nur aus Glauben gerechtfertigt, sondern auch aus Werken“, Jak 2, 24), daß hier
gewiß nur solche Menschen für gerecht erklärt werden, die den Glauben und gute
Werke haben. Denn (wie wir bereits gesagt haben) gute Werke in den Heiligen
sind
„Gerechtigkeiten des Gesetzes“, die um des Glaubens willen angenehm sind. Sie sind
nicht angenehm, weil sie dem Gesetz Genüge tun. Die Menschen werden demnach
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