Die Bekenntnisschriften - page 128

Die Apologie des Augsburger Bekenntnisses
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dies nicht nur den Israeliten, sondern auch allen Völkern. Sonst hätte er dem König
die Vergebung der Sünden nicht versprechen können. Denn es kommt keinem
Menschen zu, besonders in den Schrecken der Sünde, ohne ein deutliches Wort Gottes
etwas über Gottes Willen zu behaupten, daß er zu zürnen aufhören will. Wenn daher
eine Verheißung ergeht, ist hinreichend deutlich, daß der Glaube gefordert wird, weil
die Verheißung nur im Glauben ergriffen werden kann. Wenn dieser Glaube von der
Bedingung der Werke abhinge, so wäre die Vergebung ungewiß. Daher ist ein solcher
Glaube gefordert, der auf die Barmherzigkeit und das Wort Gottes vertraut, nicht auf
unsere Werke. Daß er aber sagt: „Kaufe dich von den Sünden durch Gerechtigkeit
und Almosen frei“ ist das gleiche, als wenn er sagen würde: „Kaufe dich von den
Sünden durch die Buße frei“, weil die Schuld durch Buße aufgehoben wird. Aber man
darf hieraus nicht schließen, daß Gott wegen der nachfolgenden Werke verzeiht,
sondern er verzeiht um der Verheißung willen denen, die die Verheißung ergreifen.
Wir haben deutlich gezeigt, daß in der Predigt Daniels der Glaube gefordert wird.
Deshalb tun die dieser Stelle Unrecht, die aus ihr folgern, daß uns die Vergebung der
Sünden um unserer guten Werke willen zuteil wird, nicht durch den Glauben um
Christi willen. Es ist philosophisch an der Predigt Daniels, nichts zu fordern außer
der Ermahnung, die Herrschaft auf rechte Weise auszuüben. Es ist pharisäisch hin-
zuzudichten, daß die Sündenvergebung wegen jenes Werkes zuteil wird. Doch so
geschieht es: Die Werke springen den Menschen von Natur aus in die Augen, weil die
menschliche Vernunft den Glauben nicht sieht und bedenkt. Daher träumt sie, jene
Werke verdienten die Sündenvergebung. Diese Meinung haftet von Natur aus in den
Seelen der Menschen und kann nur herausgerissen werden, wenn wir göttlich belehrt
werden. Doch müssen wir uns von dieser fleischlichen Auffassung weg zum Evan-
gelium und zur Verheißung der Barmherzigkeit rufen, in der die Sündenvergebung
umsonst um Christi willen dargeboten wird. So ist an allen Stellen über die Buße der
Glaube zu fordern. Denn es ist die höchste Schmähung Christi, die Vergebung der
Sünden ohne Christus zu erstreben.
Manche deuten Daniel auf den Erlaß der Strafe, wenn er sagt: „Kaufe dich von den
Sünden durch Almosen frei“ (Dan 4, 24). So würde Daniel nichts gegen uns
ausrichten (obwohl es keinen Zweifel gibt, daß er von der Vergebung der Schuld
spricht). Vergeblich nämlich sucht man Straferlaß, wenn nicht zuvor das Herz durch
den Glauben die Vergebung der Schuld ergriffen hat. Wenn jene Leute zugeben, daß
Vergebung der Schuld umsonst durch den Glauben erlangt wird, werden wir danach
ohne weiteres einräumen, daß die Strafen, durch die wir gezüchtigt werden, durch
gute Werke und die ganze Buße gemildert werden, nach jenem Wort: „Wenn wir uns
selber richteten, so würden wir nicht gerichtet“ (1. Kor 11, 31). Und Jer 15 (v. 19):
„Wenn du dich zu mir hältst, so will ich mich zu dir halten.“ Und Sach 1 (v. 3):
„Kehrt euch zu mir, so will ich mich zu euch kehren.“ Und Ps 49: „Rufe mich an am
Tage der Not“ (Ps 50, 15).
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