Die Apologie des Augsburger Bekenntnisses
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Lehrer in der Kirche. Wohin dies führt, können treffliche Männer leicht beurteilen.
Auf diese Weise aber leisten sie weder ihrer Herrschaft noch der Kirche einen guten
Dienst. Denn sobald sie die guten Lehrer ermordet und die gesunde Lehre unter-
drückt haben, werden fanatische Geister auftreten. Die werden die Gegner nicht zu-
rückdrängen können. Sie werden sowohl die Kirche durch gottlose Lehren in Verwir-
rung bringen als auch die ganze kirchliche Ordnung umstürzen, die wir von Herzen
zu erhalten wünschen.
[Appell an den Kaiser]
[328] Deshalb bitten wir dich, hochedler Kaiser Karl, du mögest um der Ehre Christi
willen, die du, woran wir nicht zweifeln, zu verherrlichen und zu mehren wünschst,
nicht den Gewaltplänen unserer Gegner zustimmen, sondern andere, ehrenhafte We-
ge suchen, um die Eintracht so herzustellen, daß fromme Gewissen nicht beschwert
werden, daß weder Grausamkeit gegen unschuldige Menschen, wie wir sie bisher
geschehen sahen, verübt wird noch die gesunde Lehre in der Kirche unterdrückt wird.
Diesen Dienst schuldest du Gott am meisten: die gesunde Lehre zu erhalten, sie an die
Nachfahren weiterzugeben und die zu beschützen, die das Rechte lehren. Das nämlich
fordert Gott, wenn er die Könige mit seinem Namen schmückt und „Götter“ nennt,
indem er spricht: „Ich habe gesagt: ‚Ihr seid Götter‘“ (Ps 82, 6), damit sie dafür
sorgen, daß die göttlichen Dinge – d. h. das Evangelium Christi – auf Erden erhalten
und verbreitet werden, [CR 595] und damit sie als Stellvertreter Gottes das Leben und
das Heil Unschuldiger beschirmen.
[Art. XXII:] Von beiderlei Gestalt des Abendmahls
[Der ganzen Kirche ist das ganze Abendmahl gegeben]
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Es kann nicht bezweifelt werden, daß es fromm ist und mit der Einsetzung Christi und
den Worten des Paulus in Einklang steht, im Mahl des Herrn beide Teile zu emp-
fangen. Denn Christus hat beide Teile eingesetzt und hat sie nicht nur für einen Teil
der Kirche, sondern für die ganze Kirche eingesetzt. Denn nicht die Priester allein,
sondern die ganze Kirche empfängt kraft der Vollmacht Christi, nicht aus menschli-
cher Vollmacht, das Sakrament; und wir meinen, [329] daß dies auch die Gegner
bekennen. Wenn Christus es nun [aber] für die ganze Kirche eingesetzt hat, warum
wird dann die zweite Gestalt einem Teil der Kirche entzogen? Warum wird der Emp-
fang der anderen Gestalt verboten? Warum wird die Ordnung Christi verändert, zu-
mal, da er selbst sie sein „Testament“ nennt? Wenn man schon das Testament eines
Menschen nicht aufheben darf, um wieviel weniger wird es dann erst erlaubt sein,
Christi Testament aufzuheben! Auch Paulus sagt, er habe vom Herrn empfangen, was
er überliefert hat. Er hatte aber den Gebrauch beider Gestalten überliefert, wie der
Text 1. Kor 11 deutlich zeigt: „Dies tut!“ sagt er zuerst vom Leib, und später wieder-
holt er dieselben Worte beim Kelch. Und dann: „Der Mensch prüfe sich selbst, und so