Die Apologie des Augsburger Bekenntnisses
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geistlichen Weisheit gezeigt, zwischen der philosophischen und der Lehre des Heili-
gen Geistes, und man kann verstehen, wozu der Heilige Geist nötig ist. Doch ist diese
Unterscheidung nicht von uns erfunden worden, sondern die Schrift lehrt sie sehr
deutlich. Auch Augustinus behandelt sie; und in neuerer Zeit ist sie vorzüglich durch
Wilhelm von Paris
dargestellt worden. [CR 585] Doch wurde sie von denen frevel-
haft verschüttet, [313] die sich einbildeten, die Menschen könnten dem Gesetz Gottes
ohne den Heiligen Geist gehorsam sein, der Heilige Geist aber werde geschenkt,
damit der Gesichtspunkt des Verdienstes hinzukomme.
[Art. XIX: Vom Ursprung der Sünde]
[Nicht aus Gottes universalem Schaffen, sondern aus der Abkehr des Willens von ihm
kommt die Sünde]
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Den neunzehnten Artikel lassen die Gegner gelten. In ihm bekennen wir, daß, obwohl
einzig und allein Gott die ganze Welt erschaffen hat und alles, was besteht, erhält,
dennoch der Wille im Teufel und in den Menschen, der sich von Gott abkehrt, die
Ursache der Sünde ist; nach Christi Wort über den Teufel: „Wenn er lügt, spricht er
aus dem Eigenen“ (Joh 8, 44).
[Art. XX: Von den guten Werken]
[Ungeheuerliche Verdammung der Glaubensgerechtigkeit namens einer Rechtferti-
gung durch Werke]
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Im zwanzigsten Artikel schreiben sie deutlich, daß sie zurückweisen und verwerfen,
was wir sagen: [Nämlich] daß die Menschen die Vergebung der Sünden nicht durch
gute Werke verdienen. Sie sprechen deutlich aus, daß sie diesen Artikel zurückwei-
sen und verwerfen. Was soll man in einer so offenkundigen Angelegenheit sagen? –
Hier zeigen die Baumeister der Konfutation offen, von welchem Geist sie getrieben
werden. Denn was ist gewisser in der Kirche, als daß die Sündenvergebung umsonst
um Christi willen geschieht, daß Christus die Versöhnung für die Sünden ist, nicht
unsere Werke, wie Petrus sagt: „Von diesem bezeugen alle Propheten, daß durch
seinen Namen alle, die an ihn glauben, Vergebung der Sünden empfangen sol-
len“ (Apg 10, 43). Dieser Kirche der Propheten stimmen wir eher zu als jenen ver-
ruchten Schreibern der Konfutation, die Christus so schamlos lästern. Denn obwohl es
auch Schriftsteller gab, die meinten, nach der Sündenvergebung würden die Men-
schen vor Gott nicht durch den Glauben, sondern durch eigene Werke gerecht sein, so
haben sie doch nicht gemeint, daß die Sündenvergebung selbst wegen unserer Werke,
nicht umsonst um Christi willen geschehe.
146 Der Dominikaner Wilhelm Peraldus († vor 1270).