Die Bekenntnisschriften - page 221

Die Apologie des Augsburger Bekenntnisses
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[Biblische Würdigung der Ehe]
Aber wir werden der Reihe nach auf diese Hirngespinste antworten. Zuerst müssen
die Gegner bekennen, daß die Ehe bei den Glaubenden rein ist, weil sie durch das
Wort Gottes geheiligt ist, d. h., sie ist eine durch das Wort Gottes erlaubte und bestä-
tigte Sache, wie die Schrift reichlich bezeugt. Christus nämlich nennt die Ehe eine
göttliche Verbindung, wenn er sagt: „Was Gott zusammengefügt hat“ (Mt 19, 6). Und
Paulus sagt über die Ehe, die Speisen und ähnliche Dinge: „Sie werden durch das
Wort Gottes und das Gebet geheiligt“ (1. Tim 4, 5) – d. h. durch das Wort, durch das
das Gewissen gewiß wird, daß Gott die Ehe gutheißt, und durch das Gebet, d. h.
durch den Glauben, der [die Ehe] mit der Danksagung als ein Geschenk Gottes ge-
braucht. Ebenso 1. Kor 7 (v. 14): „Der ungläubige Mann ist geheiligt durch die Frau“
usw., das heißt: Ehelicher Verkehr ist erlaubt und ist heilig um des Glaubens an
Christus willen, so wie es [ja auch] erlaubt ist, Speise zu sich zu nehmen usw. Ebenso
1. Tim 2 (v. 15): „Die Frau findet Rettung durch die Geburt der Kinder“ usw. Wenn die
Gegner ein solches Wort über den Zölibat vorbringen könnten, würden sie tatsächlich
wundersame Triumphe feiern. Paulus sagt, die Frau finde Rettung durch die Geburt
der Kinder. Was konnte man Ehrenvolleres gegen die Heuchelei des Zölibates sagen,
als daß die Frau durch die ehelichen Werke selbst Rettung findet, durch ehelichen
Verkehr, durch Gebären und die übrigen häuslichen Pflichten? Was aber meint Pau-
lus [hier]? – Der Leser möge beachten, daß der Glaube hinzugefügt wird, die häus-
lichen Pflichten nicht ohne den Glauben gelobt werden: „Wenn sie im Glauben blei-
ben“ (1. Tim 2, 15). Er spricht nämlich vom ganzen Stand der Mütter. Er fordert also
vor allem den Glauben, durch den die Frau Sündenvergebung und Rechtfertigung
empfängt. Dann fügt er ein bestimmtes Werk ihrer Berufung hinzu, so wie bei den
einzelnen Menschen das gute Werk einer bestimmten Berufung auf den Glauben
folgen muß. Dieses Werk gefällt Gott um des Glaubens willen. [340] So gefallen die
Pflichten der Frau Gott um des Glaubens willen, und Rettung findet die gläubige
Frau, die in solchen Pflichten ihrer Berufung getreulich nachkommt.
Diese Zeugnisse lehren, daß die Ehe etwas Erlaubtes ist. Wenn also „Reinheit“
dasjenige meint, was vor Gott erlaubt und bejaht ist, dann sind die Ehen rein, weil sie
durch Gottes Wort gutgeheißen worden sind. Und Paulus schreibt von den erlaubten
Dingen: „Den Reinen ist alles rein“ (Tit 1, 15), d. h. denen, die an Christus glauben
und durch den Glauben gerecht sind. Wie daher Jungfräulichkeit bei Gottlosen unrein
ist, so ist die Ehe bei den Frommen um des Wortes Gottes und des Glaubens willen
rein.
[Jungfräulichkeit und Ehe]
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[CR 603] Weiter. Wenn „Reinheit“ im eigentlichen Sinne der Begierde entgegenge-
setzt wird, so bedeutet sie die Reinheit des Herzens, d. h. die „getötete Begierde“.
Denn das Gesetz verbietet nicht die Ehe, sondern die Begierde, den Ehebruch, die
Hurerei. Daher bedeutet Zölibat nicht Reinheit. Denn es kann bei einem Ehegatten
wie z. B. bei Abraham oder Jakob eine größere Reinheit des Herzens sein als bei sehr
vielen auch wirklich enthaltsam Lebenden.
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