Die Bekenntnisschriften - page 231

Die Apologie des Augsburger Bekenntnisses
271
schien) zur Beschwichtigung des Zornes Gottes dargebracht wurde, und sie sühnten
einst mit Menschenopfern, [356] vielleicht weil sie gehört hatten, ein bestimmtes
Menschenopfer werde Gott mit dem ganzen Menschengeschlecht versöhnen. Die
Griechen haben das manchmal „Reinigungsopfer“, manchmal „Auswurf“ ge-
nannt (1. Kor 4, 13). Jesaja und Paulus erkennen also, daß Christus zum Opfer, d. h.
zum „Sühnopfer“, gemacht worden ist, damit Gott durch seine, nicht durch unsere
Verdienste versöhnt würde. Es bleibe in der Streitsache also dabei: Allein der Tod
Christi ist wirklich das versöhnende Opfer. Denn jene levitischen „Sühnopfer“ wer-
den so nur genannt, um auf das zukünftige Sühnopfer hinzuweisen. Deshalb gab es in
einem gleichnishaften Sinne Genugtuungen, die die Gerechtigkeit des Gesetzes er-
kauften, damit die, die Verfehlungen begangen hatten, nicht aus der Gemeinschaft
ausgeschlossen würden. Sie mußten aber aufhören nach der Offenbarung des Evan-
geliums. Und weil sie bei der Evangeliumsoffenbarung aufhören mußten, waren sie
nicht wirklich Versöhnungen, weil das Evangelium zu dem Zweck verheißen ist, die
Versöhnung zu bringen.
[Die Glaubenden, Versöhnten bringen Dankopfer]
160
Die übrigen sind nun die Dank abstattenden Opfer, die Lobopfer genannt werden:
Predigt des Evangeliums, Glaube, Anrufung, Danksagung, Bekenntnis, Anfechtungen
der Heiligen, überhaupt alle guten Werke der Heiligen. Diese Opfer sind keine Ge-
nugtuungen für die, die sie bringen, noch können sie anderen zugeeignet werden,
indem sie ihnen durch den bloßen Vollzug die Sündenvergebung oder Versöhnung
verdienen. Denn sie werden von denen gebracht, die versöhnt sind. Und solche Opfer
sind die des Neuen Testamentes, wie Petrus 1. Petr 2 (v. 5) lehrt: „… ein heiliges
Priestertum, damit ihr darbringt geistliche Opfer.“ Die geistlichen Opfer aber werden
nicht nur den Tieropfern entgegengestellt, sondern auch menschlichen Werken, die
durch den bloßen Vollzug dargebracht werden. Denn „geistlich“ bezeichnet das Wir-
ken des Heiligen Geistes in uns. Ebenso lehrt Paulus Röm 12 (v. 1): „Gebt eure Lei-
ber hin als ein lebendiges, heiliges Opfer, einen vernünftigen Gottesdienst.“
„Vernünftiger Gottesdienst“ aber bezeichnet einen Gottesdienst, in dem Gott erkannt
[und] im Geist ergriffen wird, wie es in Regungen der Furcht und des Vertrauens
gegenüber Gott geschieht. Also wird er nicht nur dem levitischen Kult entgegenge-
stellt, in dem Rinder geschlachtet wurden, sondern auch einem Kult, bei dem man
sich einbildet, ein Werk durch den bloßen Vollzug darzubringen. Ebendies lehrt
[CR 613] der Hebräerbrief Kapitel 13 (v. 15): „So laßt uns nun durch ihn Gott alle-
zeit das Lobopfer darbringen“, und er fügt die Deutung hinzu: „Das ist: die Frucht der
Lippen, die seinen Namen bekennen.“ Er gibt Weisung, Lobpreisungen darzu-
bringen, d. h. Anrufung, Danksagung, Bekenntnis und ähnliches. Das wirkt nicht
durch den bloßen Vollzug, sondern aufgrund des Glaubens. Hieran erinnert die Wen-
dung: „Durch ihn laßt uns darbringen“, d. h. im Glauben an Christus.
1...,221,222,223,224,225,226,227,228,229,230 232,233,234,235,236,237,238,239,240,241,...549
Powered by FlippingBook