Die Apologie des Augsburger Bekenntnisses
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len. Doch weil feststeht, daß diese Bedingungen Gott mißfallen, schmerzt es uns
nicht, keine Kumpanei in all diesen Schlächtereien mit den Gegnern zu haben.
[Zusammenfassung]
Wir haben die Gründe dargelegt, weshalb wir nicht guten Gewissens den Gegnern
zustimmen können, die das päpstliche Gesetz über den immerwährenden Zölibat
verteidigen. Denn es widerstreitet dem göttlichen und dem natürlichen Recht, weicht
auch selbst von den Kirchengesetzen ab, ist abergläubisch und voller Gefahren, [und]
schließlich: Die ganze Sache dient nur als Vorwand. Denn nicht der Frömmigkeit,
sondern der Herrschaft wegen wird das Gesetz erlassen, und dies wird gottlos nur mit
Frömmigkeit bemäntelt. Auch kann von vernünftigen Menschen nichts gegen diese
äußerst starken Argumente vorgebracht werden. Das Evangelium gestattet denen die
Ehe, die [346] sie brauchen. Doch zwingt es die nicht zur Ehe, die enthaltsam leben
wollen – sofern sie sich nur wirklich enthalten! Wir meinen, daß man diese Freiheit
auch den Priestern einräumen muß, und wollen weder jemanden gewaltsam zum Zö-
libat zwingen noch bereits geschlossene Ehen auflösen.
[Widerlegung gegnerischer Argumente für den Zölibat]
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Wir haben, als wir unsere Argumente vortrugen, auch beiläufig darauf hingewiesen,
was für Redensarten die Gegner zum einen oder anderen machen, und haben jene
Verleumdungen widerlegt. Nun werden wir in Kürze daran erinnern, mit wie ge-
wichtigen Gründen sie das Gesetz verteidigen. Zuerst sagen sie, es sei von Gott of-
fenbart worden. Ihr seht die außerordentliche Schamlosigkeit dieser Windbeutel. Sie
wagen es zu behaupten, das Gesetz über den immerwährenden Zölibat sei von Gott
offenbart, obwohl es den klaren Zeugnissen der Schrift widerspricht, die gebieten, ein
jeder solle der Hurerei wegen seine eigene Frau haben (1. Kor 7, 2); [CR 607] ebenso
verbieten sie, geschlossene Ehen aufzulösen. Paulus gibt zu bedenken, welchen Urheber
ein solches Gesetz haben wird, wenn er es eine Dämonenlehre nennt (1. Tim 4, 1). Und
die Früchte verraten den Urheber: so viele abscheuliche Gelüste, so viele Morde, die
jetzt unter dem Vorwand jenes Gesetzes verübt werden.
Das zweite Argument der Gegner lautet: „Die Priester sollen rein sein“ – nach je-
nem Spruch: „Reinigt euch, die ihr des Herrn Geräte tragt“ (Jes 52, 11). Und sie füh-
ren in diesem Sinne viele Worte an. [347] Dieses Argument, das sie als besonders
glänzend vorbringen, haben wir oben entkräftet. Wir haben nämlich gesagt, Jung-
fräulichkeit ohne Glauben sei keine Reinheit vor Gott, und die Ehe sei um des Glau-
bens willen rein, nach jenem Wort: „Den Reinen ist alles rein“ (Tit 1, 15). Wir haben
auch gesagt, die äußerlichen Reinheiten und Zeremonien des Gesetzes seien nicht
hierauf zu übertragen, weil das Evangelium die Reinheit des Herzens fordert, nicht
aber die Zeremonien des Gesetzes. Und es kann geschehen, daß das Herz eines Ehe-
mannes wie z. B. Abrahams oder Jakobs, die viele Frauen hatten, reiner ist und weni-
ger vor Begierden brennt als [die Herzen] vieler Jungfrauen, auch wenn sie sich