Die Bekenntnisschriften - page 232

Die Apologie des Augsburger Bekenntnisses
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[Geistliches Opfer des Neuen Testaments: Evangelium, Glaube, Anrufung, Dank-
sagung]
Insgesamt [gilt]: Der Gottesdienst des Neuen Testamentes ist geistlich, d. h., er ist die
Glaubensgerechtigkeit [357] im Herzen und die Frucht des Glaubens. Daher hebt er
die levitischen Kulte auf. Und Christus spricht Johannes 4 (v. 23 f.): „Die wahren An-
beter werden den Vater im Geist und in der Wahrheit anbeten. Denn auch der Vater
will solche Anbeter haben. Gott ist Geist, und die ihn anbeten, die müssen ihn im Geist
und in der Wahrheit anbeten.“ Dieses Wort verdammt klar solche Meinungen über die
Opfer, die vorgeben, sie seien durch den bloßen Vollzug wirksam, und lehrt, daß man
im Geist, d. h. mit Bewegungen des Herzens und im Glauben anbeten muß. Deshalb
verdammen auch die Propheten im Alten Testament den Wahn des Volkes vom vollzo-
genen Werk und lehren die Gerechtigkeit und die Opfer des Geistes. Jer 7 (v. 22 f.):
„Ich aber habe euren Vätern an dem Tage, als ich sie aus Ägyptenland führte, nichts
gesagt noch geboten von Brandopfern und Schlachtopfern; sondern dies habe ich ihnen
geboten: ‚Hört auf mein Wort, so will ich euer Gott sein‘“ usw. – Wie mögen nach
unserer Meinung die Juden diese Predigt wohl aufgenommen haben, die Mose offen
zu widersprechen scheint? Denn es stand fest, daß Gott den Vätern Vorschriften über
Brand- und Schlachtopfer gegeben hatte. Aber Jeremia verdammt die Meinung von
den Opfern, die Gott nicht gelehrt hatte: nämlich daß ihn jene Kulte durch den bloßen
Vollzug versöhnen würden. Er fügt aber, den Glauben betreffend, hinzu, daß Gott
dies geboten habe: „Hört auf mich“, d. h. „glaubt mir“, daß ich euer Gott bin, daß ich
mich dadurch zu erkennen geben will, daß ich mich erbarme und helfe, und nicht eurer
Schlachtopfer bedarf; vertraut darauf, daß ich Gott sein will, der Rechtfertiger, der
Erlöser, nicht um der Werke, sondern um des Wortes und meiner Verheißung willen;
wirklich und von Herzen von mir erbittet und erwartet die Hilfe!
Die Vorstellung vom „vollzogenen Werk“ verdammt auch Ps 49. Er verwirft
Schlachtopfer und fordert die Anrufung: „Meinst du, daß ich Fleisch von Stieren
essen wolle?“ usw. „Rufe mich an in der Not, so will ich dich erretten, und du sollst
mich preisen“ (Ps 50, 13.15). Er bezeugt, dies sei der wahre Gottesdienst; die wahre
Verehrung sei es, wenn wir ihn selbst von Herzen anrufen.
[358] Ebenso Ps 39: „Opfer und Darbringung hast du nicht gewollt, aber die Ohren
hast du mir aufgetan“ (Ps 40, 7). Das heißt: Du hast mir das Wort vorgelegt, das ich
hören sollte, und du verlangst, daß ich deinem Wort und deinen Verheißungen glau-
be, [CR 614] du wollest dich wirklich erbarmen, Hilfe bringen usw. Ebenso Ps 50:
„Schlachtopfer willst du nicht, und Brandopfer gefallen dir nicht. Die Opfer, die Gott
gefallen, sind ein geängsteter Geist; ein geängstetes, zerschlagenes Herz wirst du,
Gott, nicht verachten“ (Ps 51, 18 f.). Ebenso Ps 4 (v. 6): „Opfert, was recht ist, und
hoffet auf den Herrn.“ Er gebietet zu hoffen und sagt, dies sei das rechte Opfer,
womit er anzeigt, daß die übrigen Opfer keine wahren und rechten Opfer sind. Und Ps
115: „Ich will dir opfern ein Opfer des Lobes und des Herrn Namen anrufen“ (Ps
116, 17). Die Anrufung nennen sie ein „Lobopfer“.
Aber die Schrift ist voll von solchen Zeugnissen, die lehren, daß Opfer durch den
bloßen Vollzug Gott nicht versöhnen. Deshalb lehrt sie, im Neuen Testament (nach
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