Die Bekenntnisschriften - page 234

Die Apologie des Augsburger Bekenntnisses
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die dieses alte Wesen des Fleisches getötet werden muß und ein neues und ewiges
Leben in uns beginnt.
Aber die Gegner beziehen den Begriff „Opfer“ überall zu Unrecht allein auf die Ze-
remonie. Predigt des Evangeliums, Glaube, Anrufung und ähnliches übergehen sie,
obwohl die Zeremonie derentwegen eingeführt wurde und das Neue Testament Opfer
des Herzens (nicht aber nach levitischer Art für die Sünden zu vollziehende Zere-
monien) haben soll.
[Das „tägliche Opfer“: nicht die Zeremonie der Messe, sondern der ganze Gottes-
dienst der Gläubigen]
161
Auch führen sie das „tägliche Opfer“ an, daß so, wie es im Gesetz ein tägliches Opfer
gab
,
187
die Messe ein tägliches Opfer des Neuen Testaments sein müsse. Man kommt
gut mit den Gegnern aus – wenn wir uns durch Allegorien überwinden lassen. Aber es
steht fest, daß Allegorien keine zuverlässigen Beweise liefern. Gleichwohl dulden wir
es gern, daß die Messe als ein tägliches Opfer aufgefaßt wird – nur daß man dann die
ganze Messe meint, d. h. die Zeremonie mit der Predigt des Evangeliums, dem
Glauben, der Anrufung und der Danksagung. Denn dies alles ist eng miteinander
verbunden im immerwährenden Opfer des Neuen Testaments, weil die Zeremonie um
dessentwillen eingesetzt wurde und nicht davon getrennt werden darf. Deshalb sagt
Paulus: „Sooft ihr von diesem Brot eßt und aus dem Kelch trinkt, verkündigt ihr den
Tod des Herrn“ (1. Kor 11, 26). Doch folgt aus jenem levitischen Vorbild keines-
wegs, daß die Zeremonie ein Werk ist, das durch den bloßen Vollzug rechtfertigt oder
anderen zuzueignen ist, um ihnen die Sündenvergebung usw. zu verdienen.
[361] Auch bildet das Vorbild nicht nur die Zeremonie treffend ab, sondern auch
die Verkündigung des Evangeliums. 4. Mose 28 werden die drei Bestandteile jenes
täglichen Opfers genannt: [CR 616] Verbrennung des Lammes,
Trankopfer und die
Darbringung
des Weizenmehles. Das Gesetz enthielt Bilder oder Schatten der zu-
künftigen Dinge. Deshalb werden in diesem Schauspiel Christus und der ganze Got-
tesdienst des Neuen Testaments dargestellt. Die Verbrennung des Lammes bezeich-
net den Tod Christi. Das Trankopfer zeigt an, daß die Gläubigen überall auf der Welt
durch die Verkündigung des Evangeliums mit dem Blut jenes Lammes besprengt,
d. h. geheiligt werden, wie Petrus sagt: „Zur Heiligung durch den Geist, zum Gehor-
sam und zur Besprengung mit dem Blut Jesu Christi“ (1. Petr 1, 2). Die Darbringung
des Weizenmehles zeigt den Glauben, die Anrufung und die Danksagung in den Her-
zen an. Wie also im Alten Testament der Schatten erkennbar wird, so muß im Neuen
die angezeigte Sache gesucht werden (Kol 2, 17), nicht ein anderes Vorbild [nur] in
der Weise einer Opferhandlung.
Obwohl daher die Zeremonie eine Erinnerung an den Tod Christi ist, so ist doch
nicht sie allein das tägliche Opfer, sondern das Gedenken selbst ist das tägliche Op-
fer, d. h. die Verkündigung und der Glaube, der wirklich glaubt, daß Gott durch den
187 Nach 4. Mose 28, 3–8.
1...,224,225,226,227,228,229,230,231,232,233 235,236,237,238,239,240,241,242,243,244,...549
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