Die Apologie des Augsburger Bekenntnisses
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Abschaffung der levitischen Kulte) werde es geschehen, daß neue und reine Opfer
dargebracht werden, nämlich Glaube, Anrufung, Danksagung, Bekenntnis und Pre-
digt des Evangeliums, Anfechtungen um des Evangeliums willen und ähnliches.
Und von diesen Opfern sagt Maleachi: „Vom Aufgang der Sonne bis zum Nieder-
gang ist mein Name herrlich unter den Heiden, und an allen Orten wird Räucherwerk
meinem Namen dargebracht und ein reines Opfer“ (Mal 1, 11). Diese Stelle beziehen
die Gegner zu Unrecht auf die Messe, und sie führen die Autorität der Väter an. Doch
fällt die Erwiderung leicht: Mag auch noch so viel von der Messe gesprochen wer-
den, so folgt daraus doch nicht, daß sie durch den bloßen Vollzug rechtfertigt oder
daß sie, anderen zugeeignet, Sündenvergebung verdient usw. Der Prophet sagt nichts
von dem, was die Mönche und Sophisten schamlos erdichten. Im übrigen bieten die
Worte des Propheten selbst ihre Deutung. Denn erstens stellen sie heraus, daß der
Name des Herrn groß sein wird. Dies geschieht durch die Predigt des Evangeliums.
Durch sie nämlich wird der Name Christi bekannt gemacht und die in Christus ver-
heißene Barmherzigkeit des Vaters erkannt. Die Predigt des Evangeliums schafft den
Glauben in denjenigen, die das Evangelium annehmen (Röm 10, 17). Sie rufen Gott
an, sie sagen Gott Dank, sie erdulden [359] Anfechtungen beim Bekenntnis, sie tun
gute Werke um der Ehre Christi willen. So wird der Name des Herrn groß unter den
Völkern. Die Worte „Räucherwerk“ und „reines Opfer“ bezeichnen also nicht eine
Zeremonie, die durch den bloßen Vollzug wirksam ist, sondern all jene Opfer, durch
die der Name des Herrn groß wird, nämlich: Glaube, Anrufung, Predigt des Evange-
liums, Bekenntnis usw. Und wir ertragen es gern, wenn einer hierunter auch eine Zere-
monie begreifen will, nur möge er dann weder an die bloße Zeremonie denken noch
lehren, die Zeremonie sei durch den bloßen Vollzug von Nutzen. Denn wie wir zu den
„Lobopfern“, d. h. zu den Lobpreisungen Gottes, auch die Predigt des Wortes zählen, so
kann der Empfang des Abendmahls selbst ein Lob oder eine Danksagung sein, aber
[diese Zeremonie] rechtfertigt nicht durch den bloßen Vollzug, noch läßt sie sich ande-
ren zueignen, [CR 615] um ihnen die Sündenvergebung zu verdienen. Aber wir wollen
etwas später darlegen, wie auch eine Zeremonie ein Opfer sein kann. Aber weil Male-
achi von allen Gottesdiensten des Neuen Testamentes [und] nicht nur vom Abendmahl
spricht, ebenso, weil er nicht die pharisäische Meinung vom bloßen Vollzug verteidigt,
deshalb richtet er nichts gegen uns aus, sondern unterstützt uns vielmehr. Er fordert
nämlich Gottesdienste des Herzens, durch die der Name des Herrn wirklich groß wird.
Aus Maleachi wird auch eine weitere Stelle angeführt: „Und er wird die Söhne Levi
reinigen und läutern wie Gold und Silber. Dann werden sie dem Herrn Opfer bringen
in Gerechtigkeit“ (Mal 3, 3). Diese Stelle fordert klar Opfer der Gerechten, weshalb
sie nicht die Meinung vom bloßen Vollzug verteidigt. Es gibt aber Opfer der Söhne
Levi, d. h. Opfer derer, die im Neuen Testament lehren, die Predigt des Evangeliums
und die guten Früchte der Predigt, wie Paulus Röm 15 (v. 16) sagt: „Ich bringe das
Evangelium Gottes priesterlich dar, damit die Heiden ein Opfer werden, das Gott
wohlgefällig ist, geheiligt durch den Heiligen Geist“, d. h. damit die Völker durch den
Glauben wohlgefällige Opfer werden usw. Denn jene Schlachtung im Gesetz zeigte
sowohl den Tod Christi als auch die Verkündigung des Evangeliums an, [360] durch