Die Apologie des Augsburger Bekenntnisses
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immer verstehen mögen. Vom Glauben sagt sie nichts. Was der ist, begreifen nur
wenige.
Die Sakramente sind Zeichen des Willens Gottes uns gegenüber, nicht nur Zeichen
der Menschen untereinander. Und zu Recht definiert man, daß die Sakramente im
Neuen Testament Zeichen der Gnade sind. Und daß im Sakrament zwei Teile sind,
das Zeichen und das Wort. Das Wort im Neuen Testament ist die
dem Zeichen hinzu-
gefügte
Verheißung der Gnade. Die Verheißung des Neuen Testamentes ist die Ver-
heißung der Sündenvergebung, wie der Text hier sagt: „Das ist mein Leib, der für
euch gegeben wird; dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut, das vergossen
wird für viele zur Vergebung der Sünden“ (Lk 22, 19; Mt 26, 27 f.). Das Wort also
bietet die Vergebung der Sünden an. Und die Zeremonie ist gleichsam ein Bild des
Wortes oder, wie Paulus es sagt, ein Siegel, das die Verheißung zeigt (Röm 4, 11).
Wie also die Verheißung nutzlos ist, wenn sie nicht durch den Glauben ergriffen wird,
so ist auch die Zeremonie nutzlos, wenn nicht der Glaube hinzukommt, der wirklich
glaubt, daß hier die Sündenvergebung angeboten wird. Und dieser Glaube richtet die
zerknirschten Herzen auf. Und wie das Wort überliefert worden ist, um diesen
Glauben zu wecken, so ist das Sakrament eingesetzt worden, damit das Bild, das in
die Augen fällt, die Herzen zum Glauben bewegt. Denn durch sie, [370] nämlich
durch das Wort und das Sakrament, wirkt der Heilige Geist.
Und ein solcher Gebrauch des Sakramentes, wenn der Glaube die erschrockenen
Herzen lebendig macht, ist der Gottesdienst des Neuen Testamentes, weil das Neue
Testament geistliche Regungen zur Folge hat, die Tötung und die Lebendigmachung.
Und zu diesem Zweck hat Christus es eingesetzt, wenn er befiehlt, es zu seinem
Gedächtnis auszuteilen (Lk 22, 19). Denn Christi zu gedenken ist kein müßiges oder
des Beispiels wegen aufgeführtes Schauspiel, so wie in Trauerspielen das Andenken
des Herkules oder Odysseus gefeiert wird, sondern es bedeutet, der Wohltaten Christi zu
gedenken und sie im Glauben zu empfangen, damit wir durch sie lebendig gemacht
werden. Deshalb sagt der Psalm: „Er hat ein Gedächtnis gestiftet seiner Wunder, der
gnädige und barmherzige Herr. Er gibt Speise denen, die ihn fürchten“ (Ps 111, 4 f.).
Das bedeutet nämlich, daß der Wille und die Barmherzigkeit Gottes in jener Zeremonie
erkannt werden sollen. Jener Glaube aber, der die Barmherzigkeit erkennt, macht
lebendig. Und dies ist der hauptsächliche Gebrauch des Sakramentes, an dem deutlich
wird, welche Menschen des Sakramentes würdig sind, nämlich die erschrockenen
Gewissen, und wie sie es gebrauchen sollen.
[Das Abendmahl – ein Dankopfer des Glaubens]
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[CR 622] Es kommt auch das Opfer hinzu. Denn die eine Sache hat mehrere Zwecke.
Wenn das durch den Glauben aufgerichtete Gewissen erkannt hat, aus welchen
Schrecken es befreit wird, dann dankt es wirklich mit Ernst für die Wohltat und das
Leiden Christi und gebraucht die Zeremonie selbst zum Lobe Gottes, um durch die-
sen Gehorsam Dankbarkeit zu beweisen, und es bezeugt, daß es die Gaben Gottes
hoch einschätzt. So wird die Zeremonie zu einem Lobopfer.