Die Apologie des Augsburger Bekenntnisses
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kaufen sie die Messe wie ein Zahlungsmittel zur Erlangung dessen, was jeder fordert
– den Kaufleuten, um ein gutes Geschäft zu machen, den Jägern, um Jagdglück zu
haben. Und anderes Unzählige mehr. [368] Schließlich übertragen sie sie auch auf die
Toten; sie befreien die Seelen durch die Zueignung des Sakraments aus den Feg-
feuerstrafen, obwohl eine Messe ohne Glauben auch den Lebenden nicht nützt. Aus
der Schrift können die Gegner keine einzige Silbe zur Verteidigung dieser Fabeln
beibringen, die sie doch in der Kirche mit großem Anspruch lehren; sie haben weder
Zeugnisse der Alten Kirche noch solche der Kirchenväter.
Was die Kirchenväter über das Opfer gedacht haben
[Kirchenväter verstehen die Messe als Opfer]
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Und nachdem wir die Stellen der Schrift, die man gegen uns zitiert, erklärt haben, ist
jetzt noch hinsichtlich der Väter zu antworten. Wir wissen sehr wohl, daß die Messe
von den Kirchenvätern als ein „Opfer“ bezeichnet wird; aber sie wollen [damit] nicht
[sagen], daß die Messe durch den bloßen Vollzug Gnade bringt und, anderen zuge-
eignet, diesen die Vergebung der Sünden, der Schuld und der Strafe verdient. Wo
liest man diese ungeheuerlichen Worte bei den Vätern? Vielmehr: Die Väter bezeu-
gen deutlich, daß sie von einer Danksagung sprechen. Deshalb nennen sie sie „Eu-
charistie“. Wir haben aber oben gesagt, daß das Dankopfer nicht die Versöhnung
verdient, sondern von bereits Versöhnten geleistet wird, so wie auch die Anfechtun-
gen nicht die Versöhnung verdienen, sondern dann Dankopfer sind, wenn Versöhnte
sie erdulden.
Und diese allgemeine Entgegnung auf die Worte der Väter schützt uns genügend
gegen die Widersacher. Denn es ist gewiß, daß es jene Einbildungen über ein Ver-
dienst aufgrund des vollzogenen Werkes nirgends bei den Vätern gibt. Damit aber die
ganze Sache klarer wird, wollen wir auch über den Gebrauch des Sakraments das
sagen, was gewiß mit den Vätern und der Schrift übereinstimmt.
[369]
Vom Gebrauch des Sakramentes und vom Opfer
[Das Abendmahl – ein Gnadenzeichen Gottes]
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Einige vorwitzige Menschen reimen sich zusammen, das Abendmahl sei aus zwei
Gründen eingesetzt worden. Erstens, um ein Kennzeichen und Merkmal des Be-
kenntnisses zu sein, [CR 621] so wie eine bestimmte Form der Kutte das Merkmal
eines bestimmten Ordens ist. Sodann denken sie, ein solches Zeichen (nämlich das
Gastmahl) sei Christus besonders geeignet erschienen, um die wechselseitige Ver-
bundenheit und Freundschaft unter den Christen anschaulich zu machen, weil Gast-
mähler Bündnis- und Freundschaftszeichen sind. Aber diese Meinung ist weltlich und
zeigt nicht den besonderen Gebrauch der von Gott überlieferten Dinge. Sie spricht nur
von der Liebe, die man üben soll, wie ungeistliche und weltliche Menschen dies auch