Die Apologie des Augsburger Bekenntnisses
281
Und auch die Väter sprechen von einer doppelten Wirkung, von der Tröstung der
Gewissen und vom Dank oder Lob. Die erste dieser Wirkungen bezieht sich auf den
Gehalt des Sakramentes, die zweite auf das Opfer. [371] Von der Tröstung sagt Am-
brosius: „‚Tretet hinzu zu ihm, und ihr werdet losgesprochen, denn er ist die Verge-
bung der Sünden.‘ Wer das ist, fragt ihr? Hört ihn selbst, wenn er spricht: ‚Ich bin das
Brot des Lebens. Wer zu mir kommt, den wird nicht hungern, und wer an mich
glaubt, den wird niemals dürsten‘ (Joh 6, 35).“
Hier bezeugt er, daß im Sakrament
die Vergebung der Sünden angeboten wird; er bezeugt auch, daß sie durch den Glau-
ben empfangen werden muß. Unzählige Zeugnisse in diesem Sinne liest man bei den
Vätern. Die Gegner verdrehen sie alle auf das vollzogene Werk und die Zueignung
für andere hin, während die Väter klar den Glauben fordern und von der besonderen
Tröstung eines jeden sprechen, nicht von der Zuwendung.
Außerdem liest man auch Worte über die Danksagung in der Art, wie es Cyprian
sehr schön von denen gesagt hat, die das Abendmahl andächtig empfangen: „Die
Frömmigkeit“, sagt er, „die sich auf Gegebenes und Vergebenes aufteilt, dankt dem
Spender so überreicher Wohltat.“
Das heißt, die Frömmigkeit schaut auf das Gege-
bene und das Vergebene. Das bedeutet: Sie vergleicht miteinander die Größe der
Wohltaten Gottes und die Größe unserer Übel, des Todes und der Sünde, und sagt
Dank usw. Und daraus entstand der Begriff „Eucharistie“ in der Kirche. Aber nicht die
Zeremonie selbst ist der Dank, der durch den bloßen Vollzug anderen zugeeignet wer-
den soll, um ihnen die Sündenvergebung zu verdienen usw. [und] die Seelen der Ver-
storbenen zu befreien. Diese Dinge widerstreiten der Glaubensgerechtigkeit, so als wür-
de eine Zeremonie ohne Glauben dem, der sie vollzieht, oder anderen Nutzen bringen.
Über Benennungen der Messe
[Ursprünglicher Sinn der Bezeichnungen „Liturgie“, „Messe“, „Opfer“]
168
Die Gegner machen uns gegenüber auch die Grammatik geltend. Sie nehmen Argu-
mente aus den Bezeichnungen der Messe, die keiner langen Erörterung bedürfen.
Auch wenn sie ein „Opfer“ genannt wird, so folgt daraus nicht, daß die Messe ein
Werk ist, das durch den bloßen Vollzug die Gnade bringt oder, für andere verwendet,
diesen Sündenvergebung usw. verdient. Das Wort „Liturgie“, sagen sie, bezeichnet
ein Opfer; auch die Griechen nennen die Messe „Liturgie“. Warum übergehen sie hier
die alte Bezeichnung „Synaxis
, die zeigt, daß die Messe einst ein Kommunizieren
vieler gewesen ist? Aber sprechen wir von „Liturgie“! Dieses Wort bezeichnet nicht
eigentlich ein Opfer, sondern vielmehr einen öffentlichen Dienst. Und das paßt gut zu
unserer Auffassung, daß nämlich der eine konsekrierende Diener dem übrigen Volk
[CR 623] den Leib und das Blut des Herrn reicht, [372] so wie der eine lehrende Diener
190 Ambrosius († 397), Auslegung zu Psalm 118, Kap. 18, 28.
191 Arnold von Bonneval († nach 1156; unter dem Namen Cyprians überliefert), Von den Hauptwerken Christi,
Kap. 6.
192 Synaxis (griech.): Vereinigung, Versammlung.