Die Apologie des Augsburger Bekenntnisses
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neben Christus andere Mittler aufzustellen, wenn wir (unter Hintanstellung des To-
des Christi) eine andere Genugtuung fordern würden, die für die Sünden anderer zu
verwenden wäre und Gott versöhnen sollte. Sodann: Weil das Priestertum des Neuen
Testaments ein Dienst des Geistes ist, wie Paulus 2. Kor 3 (v. 6) lehrt, deshalb hat es
auch einzig das Opfer Christi als Genugtuung und Zuwendung für die Sünden ande-
rer. Im übrigen kennt es keine den levitischen ähnliche Opfer, die durch ihren bloßen
Vollzug anderen zugeeignet werden könnten. Es bringt anderen aber das Evangelium
und die Sakramente, damit sie durch diese den Glauben und den Heiligen Geist emp-
fangen und getötet und lebendig gemacht werden. Denn der Dienst des Geistes wi-
derstreitet der Zueignung eines Werkes durch dessen Vollzug. Es ist nämlich der
Dienst des Geistes, durch den der Heilige Geist in den Herzen wirksam ist. Daher ist
es diesem Dienst eigen, anderen so zu nützen: Wenn er in ihnen wirksam ist, wenn er
sie erneuert und lebendig macht. Das geschieht nicht durch die Zueignung eines
fremden Werkes an andere durch den bloßen Vollzug.
[Zusammenfassung: erwiesener Irrtum von der Messe als durch den Vollzug wirken-
dem „Opfer“]
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[367] Wir haben den Grund dafür gezeigt, warum die Messe nicht durch den bloßen
Vollzug rechtfertigt und nicht anderen, wenn sie ihnen zugeeignet worden ist, Sün-
denvergebung verdient: Weil beides der Glaubensgerechtigkeit widerspricht. Denn es
ist unmöglich, daß Sündenvergebung geschieht, daß die Schrecken der Sünde und des
Todes überwunden werden durch irgendein Werk oder eine Sache, es sei denn durch
den Glauben an Christus, nach jenem Wort: „Gerecht geworden durch den Glauben,
haben wir Frieden“ (Röm 5, 1).
Dazu haben wir gezeigt, daß die Schriftstellen, die man gegen uns zitiert, keines-
wegs die gottlose Meinung der Gegner vom bloßen Vollzug untermauern. Das kön-
nen alle guten Männer bei allen Völkern beurteilen. Deshalb ist der Irrtum des Tho-
mas zurückzuweisen, der geschrieben hat: „Der Leib des Herrn, einmal am Kreuz
geopfert für die Urschuld, wird Tag für Tag am Altar für die täglichen Vergehen
geopfert, damit die Kirche darin eine Gabe hat, um Gott mit sich zu versöhnen.“
Auch die übrigen gewöhnlichen Irrtümer sind zurückzuweisen: Daß die Messe dem,
der sie hält, durch den bloßen Vollzug die Gnade bringt. Ebenso, daß sie anderen,
wenn sie ihnen zugeeignet wird (sogar Ungerechten, wenn sie nur keinen Widerstand
entgegensetzen), [CR 620] die Vergebung der Sünden, der Schuld und der Strafe
verdient. Dies alles ist falsch und gottlos, erst neuerdings von ungebildeten Mönchen
ersonnen, und es begräbt den Ruhm des Leidens Christi und die Glaubensgerechtigkeit.
Und aus diesen Irrtümern sind unzählige weitere erwachsen: Wieviel die Messen
bewirken, wenn sie vielen zugleich zugewandt werden, wieviel einzelne für einzelne
Menschen bewirken. Die Sophisten haben genau festgelegte Stufen von Verdiensten,
so wie die Silberschmiede Gewichtsgrade für Gold oder Silber haben. Sodann ver-
189 Thomas von Aquin, Kleine theologische Schriften, 58: Vom verehrungswürdigen Sakrament des Altars, Kap. 1.