Die Bekenntnisschriften - page 236

Die Apologie des Augsburger Bekenntnisses
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erfassen können. Denn wer aus dem Volk hat jemals die Lehre von der Buße verstan-
den, die die Gegner vorgetragen haben? Und die ist der wichtigste Punkt der christli-
chen Lehre.
Die Gewissen wurden mit der Aufzählung der Vergehen und den Genugtuungen
gequält. Den Glauben, durch den wir umsonst die Vergebung der Sünden erlangen,
erwähnten die Gegner überhaupt nicht. Zu den Übungen des Glaubens, der gegen die
Verzweiflung kämpft, zu der um Christi willen umsonst geschenkten Sündenverge-
bung blieben alle Bücher, alle Predigten der Gegner stumm. Dazu kamen die schau-
erliche Entweihung der Messen und zahlreiche andere gottlose Kulte in den Kirchen.
Dies ist die Verödung, die Daniel beschreibt.
Dagegen dienen bei uns die Priester dank Gottes Wohltat im Dienst des Wortes; sie
lehren das Evangelium von den Wohltaten Christi; sie zeigen, daß die Sündenverge-
bung umsonst geschieht um Christi willen. Diese Lehre spendet den Gewissen einen
starken Trost. Hinzugefügt wird auch die Lehre von den guten Werken, die Gott ge-
bietet. Man spricht von der Würdigkeit und vom Gebrauch der Sakramente.
[364] Wenn aber das „tägliche Opfer im Gebrauch des Sakramentes bestünde, so
würden wir es doch besser halten als die Gegner, weil bei ihnen die Priester [nur]
gegen Bezahlung das Sakrament verwalten. Bei uns gibt es einen häufigeren und
andächtigeren Gebrauch. Denn das Volk nimmt es, nachdem es zuvor unterrichtet und
verhört worden ist. Die Menschen werden nämlich über den rechten Gebrauch des
Sakramentes belehrt, daß es als ein Siegel und Zeugnis für die umsonst geschehende
Sündenvergebung eingesetzt wurde. Deshalb soll es furchtsame Gewissen dazu
anhalten, sich wirklich darauf zu verlassen und zu glauben, daß ihnen umsonst die
Sünden vergeben werden. Da wir also sowohl die Predigt des Evangeliums als auch
den rechtmäßigen Gebrauch der Sakramente beibehalten, bleibt bei uns das tägliche
Opfer erhalten.
Auch ist, wenn hier vom Erscheinungsbild zu reden ist, der Kirchenbesuch bei uns
reger als bei den Gegnern. Denn die Zuhörerschaft wird durch nützliche und klare
Predigten gefesselt. Aber die Lehre der Gegner haben weder das Volk noch die Ge-
lehrten jemals verstanden. Die fromme, nützliche und klare Lehre, der ehrfürchtige
Gebrauch der Sakramente, das inbrünstige Gebet und ähnliches sind auch der wahre
Schmuck der Kirchen. Kerzen, goldene Gefäße und ähnlicher Schmuck sind zwar
angemessen, sie sind aber nicht der eigentliche Schmuck der Kirche. Wenn die Geg-
ner den Gottesdienst auf solche Dinge gründen [CR 618] [und] nicht auf die Evange-
liumspredigt, den Glauben, die Kämpfe des Glaubens, dann sind sie zu denen zu
zählen, die Daniel beschreibt als die, die ihren Gott mit Gold und Silber vereh-
ren (Dan 11, 38).
[Das klare Zeugnis des Hebräerbriefes: Christus ist das einzige Sühnopfer für alle
Sünden aller Menschen, abgebildet durch das levitische Priestertum im Alten Testa-
ment, zugeeignet durch den Dienst des Geistes im Neuen Testament]
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Sie zitieren auch aus dem Hebräerbrief: „Jeder Hohepriester, der von den Menschen
genommen wird, der wird eingesetzt für die Menschen zum Dienst vor Gott, damit er
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