Die Apologie des Augsburger Bekenntnisses
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res mit, wie die Apostolischen Regeln
bezeugen. Davon wurde auch der Teil ge-
nommen, der konsekriert wurde; der Rest wurde unter die Armen verteilt. Mit diesem
Brauch behielten sie auch die Bezeichnung der Sammlungen bei: „Messe“. Und we-
gen dieser Sammlungen scheint auch anderswo die Messe als „Agape“ bezeichnet
worden zu sein, falls nicht jemand meint, sie sei eher wegen des gemeinsamen Mah-
les so genannt worden.
Aber lassen wir diese Spielereien beiseite. Denn es ist lächerlich, daß die Gegner in
einer so wichtigen Angelegenheit derart leichtfertige Vermutungen beibringen. Denn
selbst wenn man die Messe eine Darbringung nennt – was trägt dieses Wort dann bei
zu jenen Vorstellungen vom vollzogenen Werk und der Zueignung, die, wie sie vor-
geben, anderen die Sündenvergebung verdient? Auch kann man sie deshalb eine Dar-
bringung nennen, weil dort Gebete, Danksagungen und jener ganze Gottesdienst darge-
bracht werden, so wie sie ja auch „Eucharistie“ genannt wird. Aber weder die Zeremo-
nien noch die Gebete helfen durch den bloßen Vollzug ohne Glauben. Wenngleich wir
hier nicht über die Gebete, sondern im besonderen über das Abendmahl streiten.
[373] Auch der griechische Kanon [der Messe] sagt vieles über die Darbringung,
aber er zeigt deutlich, daß er nicht eigentlich vom Leib und Blut des Herrn spricht,
sondern vom ganzen Gottesdienst, von den Bitten und Danksagungen. Denn er lautet
so: „Und mach, daß wir würdig werden, dir die Gebete und Bitten und die unblutigen
Opfer für das ganze Volk darzubringen.“
Er bietet, recht verstanden, keinen An-
stoß. Denn er bittet, daß wir würdig gemacht werden, Bitten, Gebete und unblutige
Opfer für das Volk darzubringen. So auch kurz danach: „Wir bringen dir“, sagt er,
„diesen vernünftigen und unblutigen Gottesdienst dar.“ Denn töricht legen dieses
Wort die aus, die hier lieber „vernünftige Hostie“ übersetzen wollen und es auf den
Leib Christi selbst beziehen, obwohl der Kanon [doch] vom ganzen Gottesdienst
spricht und „vernünftiger Gottesdienst“ von Paulus gegen das vollzogene Werk ge-
sagt ist (Röm 12, 1), nämlich vom Gottesdienst des Herzens, der Gottesfurcht, dem
Glauben, der Anrufung, der Danksagung usw.
[Von der Messe für Tote]
[Zueignung an Tote widerstreitet dem Evangelium, ist auch nicht aus der griechi-
schen Meßliturgie zu begründen]
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Daß unsere Gegner aber die Zueignung der Zeremonie für die Befreiung der Seelen
von Toten verteidigen, woraus sie unermeßlichen Gewinn schlagen, hat keine Belege
und kein Gebot aus der Schrift. Es ist aber keine geringe Sünde, solche Gottesdienste
ohne ein Gebot Gottes, ohne ein Beispiel der Schrift in der Kirche einzuführen und
das zur Erinnerung und Verkündigung unter den Lebenden eingesetzte Abendmahl
196 Die „Canones Apostolorum“ in den Apostolischen Konstitutionen (entstanden um 380), der größten kirchen-
rechtlich-liturgischen Sammlung der Alten Kirche.
197 Ein Gebet aus der ostkirchlichen Chrysostomusliturgie (Beginn der Gläubigenmesse).