Die Bekenntnisschriften - page 26

Das Augsburger Bekenntnis
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Rechtfertigender Glaube] Zuerst, daß nicht unsere Werke Gott versöhnen oder Sün-
denvergebung und Gnade verdienen können. Sondern dies erlangen wir nur durch den
Glauben, [77] indem wir glauben, daß wir in die Gnade aufgenommen werden um
Christi willen, der allein als Mittler und Versöhner eingesetzt ist, durch den der Vater
versöhnt werden soll. Wer also darauf hofft, er werde durch Werke Gnade verdienen,
der verschmäht Christi Verdienst und die Gnade und sucht ohne Christus mit mensch-
lichen Kräften einen Weg zu Gott, obwohl doch Christus von sich gesagt hat: „Ich bin
der Weg, die Wahrheit und das Leben“ (Joh 14, 6).
Av
Vom Glauben
[Rechtfertigender Glaube] Erstens also lehren sie so vom Glauben und der Rechtfertigung:
Christus hat die Summe des Evangeliums treffend zusammengefaßt, wenn er bei Lukas am Ende
gebietet, daß in seinem Namen Buße und Sündenvergebung gepredigt werden soll (Lk 24, 47).
Denn das Evangelium zeigt die Sünden und fordert Buße; zugleich bietet es auch Vergebung der
Sünden um Christi willen dar, umsonst, nicht wegen unserer Würdigkeit. Und so umfassend
gültig wie die Predigt der Buße ist auch die Zusage der Gnade. Sie gebietet allen Menschen, zu
glauben und die Wohltat Christi anzunehmen, wie Christus sagt: „Kommet her zu mir alle, die
ihr beladen seid.“ (Mt 11, 28) Und Paulus sagt: „Er ist reich in allen“ usw. (Röm 10, 12).
Obgleich also eine Reue oder Buße notwendig ist, sollen wir doch darauf achten, daß uns die
Sündenvergebung geschenkt wird und daß wir aus Ungerechten zu Gerechten werden, das heißt,
versöhnt oder angenommen und Söhne Gottes werden umsonst, um Christi willen, nicht wegen
der Würdigkeit der Reue oder anderer vorausgehender oder folgender Werke. Sondern diese
Wohltat soll angenommen werden durch den Glauben, mit dem wir glauben sollen, daß uns um
Christi willen die Sündenvergebung und Rechtfertigung geschenkt werden. Diese Lehre bringt
tief erschrockenen Gemütern einen starken Trost. Und wie nötig sie der Kirche ist, können
erfahrene Gewissen leicht beurteilen. Sie hat nichts Absurdes, nichts Verworrenes, nichts Sophi-
stisches. Da bedarf es keiner Erörterungen über die Prädestination oder ähnliches. Denn die
Zusage ist umfassend; sie nimmt auch den Werken nichts; vielmehr erweckt sie zum Glauben und
zu wirklich guten Werken. Denn die Sündenvergebung wird von unseren Werken fort auf die
Barmherzigkeit verlagert, um eine zuverlässige Wohltat zu sein: nicht, damit wir nichts tun, son-
dern vielmehr, damit wir wissen, auf welche Weise [CR 366] unser Gehorsam in unserer großen
Schwachheit Gott gefällt.
[Tröstung der Gewissen
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] Diese Lehre, durch die die Ehre Christi ins Licht gesetzt und
frommen Gemütern ein ganz lieblicher und sicherer Trost vorgehalten wird, [die Lehre,] die die
wahre Erkenntnis der göttlichen Barmherzigkeit enthält und wahre Gottesdienste und ewiges
Leben hervorbringt, zu verschmähen und zu verdammen, das ist mehr als pharisäische Blindheit.
Vormals, als dieser Trost nicht aufgerichtet war, versuchten viele furchtsame Gewissen, sich
durch Werke zu heilen: die einen nahmen Zuflucht zum Mönchsleben, andere wählten andere
Werke, um durch sie Sündenvergebung und Rechtfertigung zu verdienen. Aber es gibt keinen
sicheren Trost außer dieser Lehre des Evangeliums, die uns zu glauben gebietet, daß uns um-
sonst um Christi willen Sündenvergebung und Rechtfertigung geschenkt werden. Und diese gan-
ze Lehre ist auf jenen wahren Kampf des tief erschrockenen Gewissens bezogen.
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3
Schriftbeweis] Diese Lehre vom Glauben wird überall bei Paulus behandelt,
Eph 2 (v. 8.9): „Aus Gnade seid ihr gerettet worden durch den Glauben, und das
nicht aus den Werken“ usw.
60 Vgl. unten Abschnitt 5.
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