Das Augsburger Bekenntnis
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21. Von der Verehrung der Heiligen
Von der Verehrung der Heiligen lehren sie, daß ein Gedenken an die Heiligen öf-
fentlich stattfinden kann, damit wir so wie sie glauben
und Gutes tun [unserem be-
sonderen] Auftrag gemäß. So kann der Kaiser dem Beispiel Davids folgen beim
Kriegführen, um die Türken aus dem Vaterland zu vertreiben
Denn beide versehen
das Amt eines Königs. Aber die Schrift lehrt nicht, daß man Heilige anrufen oder von
den Heiligen Hilfe erbitten soll. Denn sie stellt uns den einen Christus als Mittler,
Versöhner, Priester und Fürsprecher vor Augen. Den soll man anrufen, und er hat
verheißen, daß er unsere Bitten erhören werde. Und diese Art von Verehrung bestä-
tigt er in besonderer Weise, nämlich daß er angerufen werde bei allen Anfechtun-
gen
1. Joh 2, 1: „Wenn jemand sündigt, so haben wir einen Fürsprecher bei Gott“
usw.
Av
[Neufassung des Artikels:]
XXI.
Anrufung ist eine Ehrung, die allein dem allmächtigen Gott zu erweisen ist, nämlich dem ewigen
Vater, [CR 372] seinem Sohn und unserem Retter Jesus Christus und dem Heiligen Geist. Auch
hat uns Gott seinen Sohn Jesus Christus als Mittler und Hohenpriester gegeben, der für uns
eintritt. Allein um seinetwillen, so wird bezeugt, werden unsere Gebete gehört und angenommen,
nach jenem Wort: „Was ihr den Vater bitten werdet in meinem Namen, wird er euch ge-
ben“ (Joh 16, 23). Ebenso: „Es ist ein Mittler zwischen Gott und den Menschen“ (1. Tim 2, 5).
Die Gott anrufen, bringen daher ihre Gebete dar durch den Sohn Gottes, wie es am Schluß der
Gebete in der Kirche heißt: „durch Jesus Christus“ usw. Dies muß von der Anrufung gelehrt
werden, wie denn die Unseren anderswo ausführlicher über die Anrufung geschrieben haben.
Gegensätzlich zu beurteilen und aus der Kirche ganz zu beseitigen ist aber der Brauch der
Anrufung heiliger Menschen, die aus diesem Leben geschieden sind, weil diese Sitte die allein
Gott gebührende Ehre auf Menschen überträgt, weil sie Toten eine Allmacht zuschreibt, wonach
die Heiligen die Herzensregungen [der Menschen] erblicken, desgleichen auch Toten das Mitt-
leramt Christi zuerkennt und [CR 373] ohne Zweifel den Ruhm Christi verdunkelt. Darum ver-
dammen wir die ganze Sitte der Anrufung heiliger Menschen, die aus diesem Leben geschieden
sind, und urteilen, daß sie zu meiden ist.
Doch das ist von Nutzen: die wahren Geschichten der Frommen zu berichten. Denn Beispiele
belehren in nützlichem Sinne, wenn sie auf rechte Weise dargeboten werden. Wenn wir hören,
daß David der Fehltritt vergeben wurde, wird auch in uns der Glaube gestärkt. Die Standhaftig-
keit der alten Märtyrer stärkt auch heute noch die Herzen der Frommen. Zu diesem Zwecke
Geschichten vorzutragen, ist von Nutzen. Gleichwohl aber muß Klugheit walten bei der Anwen-
dung von Beispielen.
68 Deutsche Überschrift: „Vom Dienst der Heiligen“.
69 Deutscher Text: „… daß man der Heiligen gedenken soll, auf daß wir unsern Glauben stärken“.
70 Deutscher Text: „… daß man Exempel nehme von ihren guten Werken, ein jeder nach seinem Beruf, gleichwie
Kaiserliche Majestät seliglich und göttlich dem Exempel Davids folgen mag, Krieg wider den Türken zu führen“.
71 Deutscher Text: „Das ist auch der höchste Gottesdienst nach der Schrift, daß man diesen Jesus Christus in allen
Nöten und Anliegen von Herzen suche und anrufe.“