Die Bekenntnisschriften - page 29

Das Augsburger Bekenntnis
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Die Menschen werden auch daran erinnert, daß hier das Wort „Glauben“ nicht nur
die Kenntnisnahme von einem Geschehen bedeutet, wie es sie auch bei Gottlosen und
beim Teufel gibt. Vielmehr bezeichnet es einen Glauben, der nicht allein das Ge-
schehene, sondern auch dessen Wirkung glaubt, nämlich diesen Kernsatz „Vergebung
der Sünden“, daß wir nämlich durch Christus Gnade, Gerechtigkeit und Vergebung
der Sünden haben.
Erst derjenige, der weiß, daß er durch Christus einen versöhnten Vater hat, kennt
Gott wirklich. Er weiß, daß Gott sich um ihn sorgt, ruft ihn an, ist also nicht ohne
Gott wie die Heiden. Denn die Teufel und die Gottlosen können diesen Kernsatz
„Vergebung der Sünden“ nicht glauben. Deshalb hassen sie Gott wie einen Feind,
rufen ihn nicht an und erwarten keinerlei Gutes von ihm. Auch Augustinus unterrich-
tet [80] in dieser Weise den Leser über den Glauben und lehrt, daß in der Schrift der
Begriff Glaube nicht nur als Kenntnisnahme, wie sie bei den Gottlosen geschieht,
sondern als Zuversicht verstanden wird, die die erschreckten Gemüter tröstet und
aufrichtet.
Av
[Zu „Tröstung der Gewissen“ vgl. oben S. 50!]
[
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Werke aus dem Glauben] Ferner lehren die Unsrigen, daß es notwendig ist, gute
Werke zu tun, nicht damit wir darauf hoffen, durch sie Gnade zu verdienen, sondern
weil das Gottes Wille ist. Allein durch den Glauben wird Sündenvergebung und Gna-
de ergriffen. Und weil durch den Glauben der Heilige Geist empfangen wird, werden
sogleich die Herzen erneuert, und sie bekleiden sich mit neuen Neigungen, so daß sie
gute Werke hervorbringen können. So nämlich sagt Ambrosius: „Der Glaube ist die
Mutter des guten Willens und gerechten Handelns.
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Denn ohne den Heiligen Geist
sind die menschlichen Kräfte voll von gottlosen Neigungen und zu schwach, als daß
sie vor Gott [geltende] gute Werke hervorbringen könnten. Darüber hinaus befinden
sie sich in der Gewalt des Teufels, der die Menschen zu mancherlei Sünden treibt, zu
gottlosen Meinungen und offenkundigen Untaten. [81] So sieht man es bei den Philo-
sophen, die selbst versuchten, ehrenhaft zu leben, und dies doch nicht zuwege brin-
gen konnten, sondern in viel offenkundigen Frevel verstrickt wurden. Von solcher Art
ist die Schwäche des Menschen, wenn er ohne Glauben und ohne den Heiligen Geist
ist und sich nur mit seinen menschlichen Kräften leitet.
Av
[CR 368]
Von den guten Werken
[Werke aus dem Glauben] Wenn wir den Gemeinden die notwendige Lehre vom Glauben und
Trost darlegen, wird auch die Lehre von den guten Werken hinzugefügt: daß es nämlich in den
Versöhnten den Gehorsam gegen das Gesetz Gottes geben muß. Denn das Evangelium predigt
vom neuen Leben gemäß jenem Wort (Jer 33, 31): „Ich will mein Gesetz in ihr Herz geben.“
64 Aus: De vocatione gentium (im Mittelalter Ambrosius zugeschrieben), I, 23.
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