Die Bekenntnisschriften - page 391

Der Große Katechismus
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dernis, für das wir am meisten sorgen sollen, daß der Name seine Ehre habe, heilig und
kostbar gehalten werde als unser höchster Schatz und höchstes Heiligtum, das wir ha-
ben, und daß wir als die frommen Kinder darum bitten, daß sein Name, der ohnedies im
Himmel heilig ist, auch auf Erden bei uns und aller Welt heilig sei und bleibe.
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Wie wird er nun unter uns heilig? Die Antwort, so deutlich, wie man es sagen kann,
[lautet]: wenn sowohl unsere Lehre als auch unser Leben göttlich und christlich ist.
Denn weil wir in diesem Gebet Gott unsern Vater nennen, so sind wir es schuldig,
daß wir uns allenthalben wie die frommen Kinder halten und stellen, daß er von uns
nicht Schande, sondern Ehre und Preis habe. Nun wird er von uns entweder mit Wor-
ten oder mit Werken verunheiligt (denn was wir auf Erden machen, muß entweder
Wort oder Werk, Reden oder Tun sein): zum ersten also, wenn man das predigt, lehrt
und redet unter Gottes Namen, was doch falsch und verführerisch ist, so daß sein
Name die Lügen schmücken und verkäuflich machen muß. Das ist nun die größte
Schande und Unehre göttlichen Namens; danach auch, wo man grob den heiligen
Namen zum Schanddeckel macht mit Schwören, Fluchen, Zaubern usw. Zum zweiten
geschieht das auch durch öffentliches, böses Leben und [böse] Werke, wenn die, die
Christen und Gottes Volk heißen, Ehebrecher, Säufer, geizige Wänste, neidisch und
Verleumder sind: Da muß abermals Gottes Name um unsertwillen in Schande stehen
und gelästert werden. Denn ebenso wie es einem leiblichen Vater eine Schande und
Unehre ist, der ein böses, ungeratenes Kind hat, das mit Worten und Werken gegen
ihn handelt, so daß er um seinetwillen verachtet und geschmäht werden muß, so ge-
reicht es auch Gott zur Unehre, wenn wir, die nach seinem Namen genannt sind und
allerlei Güter von ihm haben, anders lehren, reden und leben, als es fromme und
himmlische Kinder tun, so daß er hören muß, daß man von uns sagt, wir wären nicht
Gottes, sondern des Teufels Kinder.
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Also siehst du, daß wir eben das in diesem Stück erbitten, was Gott im zweiten Gebot
fordert, nämlich daß man seinen Namen nicht mißbraucht zum Schwören, Fluchen,
Lügen, Betrügen usw., sondern nützlich gebrauche zu Gottes Lob und Ehre. Denn
wer Gottes Namen zu irgendeiner Untugend benützt, der entheiligt und entweiht die-
sen heiligen Namen, wie man früher eine Kirche entweiht nannte, wenn ein Mord
oder eine andere Untat darin begangen wurde oder wenn man eine Monstran
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oder
eine Reliqui
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verunehrte als etwas, das zwar für sich selbst heilig war und doch im
Gebrauch unheilig wurde. Also ist das Stück leicht und klar, wenn man nur die Spra-
che versteht, daß „heiligen“ soviel heißt wie in unserer Sprechweise „loben, preisen
und ehren“ sowohl mit Worten als auch mit Werken. Da sieh nun, wie sehr solche
Gebete notwendig sind. Denn weil wir sehen, wie die Welt so voll Rotten und fal-
scher Lehrer ist, die alle den heiligen Namen zum Mantel und zur Rechtfertigung
ihrer Teufelslehre führen, sollten wir zu Recht unaufhörlich schreien und rufen gegen
alle solche, die sowohl falsch predigen als auch glauben, und [gegen alles,] was unser
Evangelium und die reine Lehre bekämpft, verfolgt und dämpfen will, wie es Bischö-
81 Gefäß, in dem die Abendmahlshostie zur Anbetung vorgezeigt wird.
82 Überreste von Heiligen.
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