Der Große Katechismus
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uns regiere und uns aus der Gewalt des Teufels erlöse, so müssen wir auch darum
bitten, daß er seinen Willen geschehen lasse. Denn es wird sich gar wunderlich anlas-
sen, wenn wir dabei bleiben sollen: Wir werden viele Angriffe und Anfechtungen
erleiden müssen von all denen, die sich unterstehen, Hindernis und Widerstand gegen
die zwei vorigen Bitten zu sein.
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Denn niemand glaubt, wie sich der Teufel da widersetzt und sperrt, weil er es nicht
leiden kann, daß jemand recht lehrt oder glaubt, und es tut ihm über die Maßen weh,
daß er seine Lügen und Greuel, die unter dem schönsten Schein göttlichen Namens
geehrt werden, aufdecken lassen und in aller Schande dastehen muß, dazu aus dem
Herzen vertrieben werden und einen Riß in seinem Reich geschehen lassen muß.
Darum tobt und wütet er als ein zorniger Feind mit aller seiner Macht und Kraft, holt
zu sich alles, was ihm untergeben ist, und nimmt dazu die Welt und unser eigenes
Fleisch zu Hilfe. Denn unser Fleisch ist in sich selbst schlecht und zum Bösen ge-
neigt, auch wenn wir Gottes Wort angenommen haben und glauben. Die Welt aber ist
arg und böse. Da hetzt er auf, bläst und schürt, um uns zu behindern, zurückzutreiben,
zu Fall und wieder unter seine Gewalt zu bringen. Das ist alles sein Wille, Sinn und
Gedanken, wonach er Tag und Nacht trachtet und keinen Augenblick Ruhe gibt. Alle
Künste, Tücke, Weise und Wege, die er immer ausdenken kann, gebraucht er dazu.
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Darum müssen wir gewiß erwarten und uns darauf gefaßt machen, wenn wir Christen
sein wollen, daß wir den Teufel mit allen seinen Engeln und der Welt zum Feind ha-
ben, die uns alles Unglück und Herzleid antun. Denn wo Gottes Wort gepredigt, an-
genommen oder geglaubt wird und Frucht schafft, da soll das liebe, heilige Kreuz
auch nicht fehlen. Und es denke nur niemand, daß er Frieden haben werde, sondern er
wird opfern müssen, was er auf Erden hat, Gut, Ehre, Haus und Hof, Frau und Kind,
Leib und Leben. Das tut nun unserm Fleisch und dem alten Adam weh, denn es heißt,
festbleiben und mit Geduld erleiden, wie man uns angreift, und fahrenlassen, was
man uns nimmt. Darum ist hier ebenso dringend nötig wie in allen anderen [Bitten],
daß wir unaufhörlich bitten: „Lieber Vater, dein Wille geschehe, nicht der Wille des
Teufels und unserer Feinde oder von dem allen, was dein heiliges Wort verfolgen und
unterdrücken oder dein Reich behindern will, und gib uns, daß wir alles, was darüber
zu leiden ist, mit Geduld tragen und überwinden, damit unser armes Fleisch aus
Schwachheit oder Trägheit nicht zurückweiche oder abfalle.“
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Sieh, so haben wir aufs einfachste in diesen drei Stücken das Notwendige, das Gott
selbst betrifft, doch alles um unseretwillen, denn es gilt allein uns, was wir bitten,
nämlich so, wie gesagt, daß auch in uns geschehen soll, was sonst außerhalb von uns
geschehen muß. Denn wie auch ohne unser Bitten sein Name geheiligt werden und
sein Reich kommen muß, also muß auch sein Wille geschehen und durchdringen,
auch wenn der Teufel mit all seinem Anhang sehr dagegen rumort, zürnt und tobt und
sich untersteht, das Evangelium ganz auszutilgen. Aber um unseretwillen müssen wir
bitten, daß sein Wille sich auch unter uns gegen ihr Toben ungehindert durchsetzt,
damit sie nichts schaffen können und wir gegen alle Gewalt und Verfolgung fest da-
bei bleiben und uns solchen Willen Gottes gefallen lassen.