Die Bekenntnisschriften - page 392

Der Große Katechismus
101
fe, Tyrannen, Schwärme
r
83
usw. tun. Ebenso [sollten wir] auch für uns selbst [schrei-
en], die wir Gottes Wort haben, aber nicht dankbar dafür sind noch danach leben, wie
wir es sollen. Wenn du nun solches von Herzen bittest, kannst du gewiß sein, daß es
Gott wohl gefällt. Denn nichts wird er lieber hören, als daß seine Ehre und Preis vor
und über alle Dinge gehen, sein Wort rein gelehrt und teuer und wert gehalten werden
möchte.
Die zweite Bitte
Dein Reich komme.
179
Wie wir im ersten Stück gebeten haben, was Gottes Ehre und Namen betrifft, daß
Gott dem wehre, daß die Welt nicht ihre Lügen und Bosheit darunter verhülle, son-
dern ihn kostbar und heilig halte sowohl mit der Lehre als auch mit dem Leben, so
daß er an uns gelobt und gepriesen werde, also bitten wir hier, daß auch sein Reich
kommen solle. Aber ebenso wie Gottes Name an sich selbst heilig ist und wir doch
bitten, daß er bei uns heilig sei, so kommt auch sein Reich ohne unser Bitten von
selbst. Doch bitten wir gleichwohl, daß es zu uns kommt, das heißt, daß es unter uns
kommt und bei uns seinen Lauf nimmt, so daß wir auch ein Teil von denen sind, un-
ter denen sein Name geheiligt werde und sein Reich im Schwang gehe.
180
Was heißt nun Gottes Reich? Antwort: Nichts anderes als wie wir oben im Glaubens-
bekenntnis gehört haben, daß Gott seinen Sohn Christus, unseren Herrn, in die Welt
geschickt hat, damit er uns erlöse und frei mache von der Gewalt des Teufels und
damit er uns zu sich brächte und regiere als ein König der Gerechtigkeit, des Lebens
und der Seligkeit gegen Sünde, Tod und böses Gewissen. Dazu hat er auch seinen
Heiligen Geist gegeben, der uns durch sein heiliges Wort solches herbeibrächte und
durch seine Kraft im Glauben erleuchtete und stärkte. Deshalb bitten wir nun hier
zum ersten, daß solches bei uns kräftig werde und sein Name durch das heilige Wort
Gottes und das christliche Leben so gepriesen werde, daß sowohl wir, die es ange-
nommen haben, dabei bleiben und täglich zunehmen, als auch, daß es bei anderen
Leuten Beifall und Anhang gewinne und gewaltig durch die Welt gehe, damit viele zu
dem Gnadenreich kommen und, durch den Heiligen Geist herbeigebracht, der Erlösung
teilhaftig werden, damit wir so allesamt in einem Königreich von jetzt an ewig bleiben.
Denn das „Kommen des Reiches Gottes zu uns“ geschieht auf zweierlei Weise: ein-
mal hier zeitlich durch das Wort und den Glauben, zum andern ewig durch die Offenba-
rung
84
.
Nun bitten wir darum, daß es sowohl zu denen komme, die noch nicht drinnen
sind, als auch zu uns, die es ererbt haben, durch tägliches Zunehmen und künftig in dem
ewigen Leben. Das alles heißt nichts anderes als zu sagen: „Lieber Vater, wir bitten, gib
uns zum ersten dein Wort, daß das Evangelium rechtschaffen durch die Welt gepredigt
83 Abwertende Bezeichnung für diejenigen Theologen und Gruppen, die die Geistwirkung von der Wortverkündi-
gung trennten und dieser überordneten.
84 Bei der Wiederkunft Christi.
1...,382,383,384,385,386,387,388,389,390,391 393,394,395,396,397,398,399,400,401,402,...549
Powered by FlippingBook