Die Bekenntnisschriften - page 404

Der Große Katechismus
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ehren soll. So und vielmehr sollst du die Taufe ehren und herrlich halten um des Wor-
tes willen, wie er sie selbst mit Worten und Werken geehrt und mit Wundern vom
Himmel bestätigt hat. Denn meinst du, daß es, als Christus sich taufen ließ, ein Scherz
war, daß sich der Himmel auftat, der Heilige Geist sichtbar herabfuhr und lauter gött-
liche Herrlichkeit und Majestät da war? Deshalb ermahne ich abermals, daß man bei-
leibe die zwei, Wort und Wasser, nicht voneinander scheiden und trennen lasse. Denn
wo man das Wort davon absondert, so ist es kein anderes Wasser als das, womit die
Magd kocht, und es kann wohl eine „Badertaufe“
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heißen, aber wenn es dabei geht,
wie es Gott geordnet hat, so ist es ein Sakrament und heißt Christustaufe. Das soll das
erste Stück von Wesen und Würde des heiligen Sakraments sein.
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Als zweites, weil wir nun wissen, was die Taufe ist und wie sie zu halten ist, müssen
wir auch lernen, warum und wozu sie eingesetzt ist, das heißt, was sie nützt, gibt und
schafft. Solches kann man auch nicht besser als in den Worten Christi, oben erwähnt,
erfassen, nämlich: „Wer da glaubt und getauft wird, der wird selig werden.“ Darum
fasse es am allereinfachsten so, daß dies Kraft, Werk, Nutzen, Frucht und Ziel der
Taufe ist, daß sie selig macht. Denn man tauft niemand deswegen, damit er ein Fürst
wird, sondern, wie die Worte lauten, damit er „selig wird“. Selig werden, das weiß
man wohl, heißt aber nichts anderes, als von Sünden, Tod und Teufel erlöst, in Christi
Reich zu kommen und mit ihm ewig zu leben. Da siehst du abermals, wie teuer und
wert die Taufe zu halten ist, weil wir solchen unaussprechlichen Schatz darin erlan-
gen. Das zeigt auch wohl an, daß es nicht ein schlichtes, einfaches Wasser sein kann.
Denn einfaches Wasser könnte solches nicht tun, aber das Wort tut’s und weil (wie
oben gesagt) Gottes Name darin ist. Wo aber Gottes Name ist, da muß auch Leben
und Seligkeit sein, so daß es wohl ein göttliches, seliges, fruchtbringendes und gna-
denreiches Wasser genannt wird. Denn durchs Wort erhält die Taufe die Kraft, daß
sie ein „Bad der Wiedergeburt“ ist, wie sie Paulus im dritten Kapitel des Titusbriefes
(v. 5) nennt.
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Wenn aber unsere Besserwisser, die Schwarmgeister, vorgeben, der Glaube mache
allein selig, die Werke aber und äußerliche Dinge täten nichts dazu, antworten wir,
daß freilich nichts in uns wirkt als der Glaube, wie wir noch weiter unten hören wer-
den. Das wollen aber die Blindenführer nicht sehen, daß der Glaube etwas haben
muß, das er glaubt, das heißt, woran er sich hält und worauf er steht und fußt. Also
hängt nun der Glaube am Wasser und glaubt, daß die Taufe [etwas] sei, worin lauter
Seligkeit und Leben ist, nicht durchs Wasser, wie genug gesagt, sondern dadurch, daß
es mit Gottes Wort und Ordnung verleibt [vereinigt] ist und sein Name darin klebt.
Wenn ich nun solches glaube, was glaube ich anderes als an Gott als den, der sein
Wort darein gegeben und gepflanzt hat und uns diese äußerliche Sache vorlegt, in der
wir solchen Schatz ergreifen könnten?
95 Provokativer Ausdruck im Blick auf die Profanität des Taufwassers. „Bader“ war der Name für den Wärter im
öffentlichen Badehaus bzw. den Barbier mit Fähigkeiten zu einfacher medizinischer Praxis.
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