Der Große Katechismus
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nichts zu tun, als unaufhörlich gegen diesen Hauptfeind zu bitten. Denn wenn uns
Gott nicht erhielte, wären wir keine Stunde vor ihm sicher.
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Daher siehst du, wie Gott für alles, was uns auch leiblich angreift, gebeten sein will,
so daß man nirgends Hilfe als bei ihm suchen und erwarten soll. Solches hat er aber
an den Schluß gestellt. Denn sollen wir vor allem Bösen behütet und es los werden, so
muß zuvor sein Name in uns geheiligt, sein Reich bei uns sein und sein Wille ge-
schehen. Danach will er uns schließlich vor Sünden und Schanden behüten, daneben
auch vor allem, was uns weh tut und schädlich ist.
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Also hat uns Gott alle Not aufs kürzeste vorgelegt, die uns immer bedrängen mag, so
daß wir keine Entschuldigung haben, nicht zu beten. Aber darauf kommt es an, daß
wir auch „Amen“ dazu sagen lernen, das heißt: nicht zweifeln, daß es gewiß erhört
worden ist und geschehen werde. Denn es ist nichts anderes als das Wort eines Glau-
bens ohne Zweifel, der da nicht auf gut Glück betet, sondern weiß, daß Gott nicht
lügt, weil er es verheißen hat zu geben. Wo nun solcher Glaube nicht ist, da kann
auch kein rechtes Beten sein. Darum ist es ein schädlicher Wahn all derer, die so be-
ten, daß sie nicht von Herzen ja dazu sagen und gewiß schließen dürften, daß sie Gott
erhört, sondern im Zweifel bleiben und sagen: „Wie sollte ich so kühn sein und mich
rühmen, daß Gott mein Gebet erhörte? Bin ich doch ein armer Sünder“ usw. Das liegt
daran, daß sie nicht auf Gottes Verheißung, sondern auf ihre Werke und eigene Wür-
digkeit sehen, womit sie Gott verachten und Lügen strafen. Deshalb empfangen sie
auch nichts, wie Sankt Jakobus sagt: „Wer da betet, der bete im Glauben und zweifle
nicht. Denn wer da zweifelt, ist gleich wie die Meereswoge, die vom Winde getrieben
und bewegt wird. Solcher Mensch denke nicht, daß er etwas von dem Herrn empfangen
werde.“ (Jak 1, 6 f.) Siehe, soviel ist Gott daran gelegen, daß wir gewiß sein sollen,
nicht umsonst zu bitten, und keineswegs unser Gebet verachten.
Der vierte Teil
Von der Taufe
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Wir haben nun die drei Hauptteile der allgemeinen christlichen Lehre dargelegt. Au-
ßer diesen ist noch von unseren zwei Sakramenten zu sprechen, die von Christus ein-
gesetzt worden sind, von denen auch jeder Christ wenigstens einen allgemeinen, kur-
zen Unterricht haben soll, weil keiner Christ sein kann ohne diese Sakramente, auch
wenn man leider bisher nichts davon gelehrt hat. Als erstes nehmen wir uns die Taufe
vor, durch die wir zuerst in die Christenheit aufgenommen werden. Damit man es
aber gut erfassen kann, wollen wir es ordentlich behandeln und nur bei dem bleiben,
was für uns nötig ist zu wissen. Wie man es bewahren und verfechten muß gegen
Ketzer und Rotten, wollen wir den Gelehrten überlassen.