Die Bekenntnisschriften - page 405

Der Große Katechismus
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Nun sind sie so toll, daß sie voneinander trennen den Glauben und die Sache, an der
der Glaube haftet und woran er gebunden ist, auch wenn es äußerlich ist. Ja, es soll
und muß äußerlich sein, damit man es mit Sinnen erfassen und begreifen und dadurch
ins Herz bringen kann, wie denn das ganze Evangelium eine äußerliche, mündliche
Predigt ist. Alles in allem: Was Gott in uns tut und wirkt, will er durch solche äußer-
liche Ordnung wirken. Wo er nun redet, ja wohin oder wodurch er redet, da soll der
Glaube hinsehen und sich daran halten. Nun haben wir hier die Worte: „Wer da
glaubt und getauft wird, der wird selig.“ Woraufhin sonst sind sie gerichtet als auf die
Taufe, das heißt das in Gottes Ordnung gefaßte Wasser? Daraus folgt, daß, wer die
Taufe verwirft, der verwirft Gottes Wort, den Glauben und Christus, der uns dahin
weist und an die Taufe bindet.
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Zum dritten: Weil wir den großen Nutzen und die Kraft der Taufe haben, so laß uns
nun weiter sehen, wer die Person ist, die solches empfängt, was die Taufe gibt und
nützt. Das ist abermals aufs feinste und klarste ausgedrückt eben in den Worten: „Wer
da glaubt und getauft wird, der wird selig“, das heißt, der Glaube allein macht die
Person würdig, das heilsame, göttliche Wasser nützlich zu empfangen. Denn weil
solches allhier in den Worten bei und mit dem Wasser vorgetragen und verheißen
wird, kann es nicht anders empfangen werden, als daß wir solches von Herzen glau-
ben. Ohne Glauben ist es zu nichts nütze, obwohl es an sich ein göttlicher, über-
schwenglicher Schatz ist. Darum vermag das eine Wort „Wer da glaubt“ soviel, daß
es alle Werke ausschließt und zurücktreibt, die wir in der Absicht tun können, da-
durch Seligkeit zu erlangen und zu verdienen. Denn es steht fest: Was nicht Glaube
ist, das tut nichts dazu und empfängt auch nichts.
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Sprechen sie aber, wie sie es zu tun pflegen:
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„Es ist doch die Taufe auch selbst ein
Werk. Nun sagst du, die Werke nützen nichts zur Seligkeit. Wo bleibt denn der Glau-
be?“ Antwort: Ja, unsere Werke tun freilich nichts zur Seligkeit, die Taufe aber ist
nicht unser, sondern Gottes Werk (denn du wirst, wie gesagt, die Christustaufe deut-
lich unterscheiden müssen von der Badertauf
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). Gottes Werke aber sind heilsam
und notwendig zur Seligkeit und schließen nicht aus, sondern fordern den Glauben,
denn ohne Glauben könnte man sie nicht erfassen. Denn damit, daß du etwas über
dich gießen läßt, hast du die Taufe weder empfangen noch gehalten, so daß sie dir
etwas nützt. Aber dadurch wird sie dir nützen, wenn du dich in der Absicht taufen
läßt, es aus Gottes Befehl und Ordnung zu tun, dazu in Gottes Namen, damit du in
dem Wasser die verheißene Seligkeit empfängst. Nun kann solches weder die Faust
noch der Leib tun, sondern das Herz muß es glauben. Also siehst du klar, daß da kein
Werk ist, von uns getan, sondern ein Schatz, den er uns gibt und den der Glaube er-
greift, ebenso wie der Herr Christus am Kreuz nicht ein Werk ist, sondern ein Schatz,
im Wort eingefaßt und uns vorgetragen und durch den Glauben empfangen. Darum
tun sie uns Gewalt an, wenn sie gegen uns schreien, als predigten wir gegen den
96 Luther nimmt eine gegen ihn gerichtete Argumentation der „Täufer“ bzw. „Schwärmer“ auf; vgl. Anm. 83 (S. 101).
97 Vgl. oben Anm. 95.
1...,395,396,397,398,399,400,401,402,403,404 406,407,408,409,410,411,412,413,414,415,...549
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