Der Große Katechismus
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n könnte.
Glauben, während wir doch allein auf ihn dringen, der so nötig dazu ist, daß ohne ihn
nichts empfangen oder genossen werde
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Also haben wir die drei Stücke, die man von diesem Sakrament wissen muß, vor al-
lem daß es Gottes Ordnung ist, die in allen Ehren zu halten ist. Das wäre allein ge-
nug, auch wenn es eine ganz äußerliche Sache ist, wie das Gebot „Du sollst Vater und
Mutter ehren“ allein auf ein leibliches Fleisch und Blut gerichtet ist. Da sieht man
aber nicht das Fleisch und Blut, sondern Gottes Gebot an, in das es gefaßt ist und um
dessentwillen das Fleisch Vater und Mutter heißt. Auch wenn wir nicht mehr hätten
als diese Worte: „Gehet hin und taufet“ usw., müßten wir es dennoch als Gottes Ord-
nung annehmen und tun. Nun ist nicht allein das Gebot und der Befehl da, sondern
auch die Verheißung. Darum ist es noch viel herrlicher, als was Gott sonst geboten
und angeordnet hat, im ganzen so voll Trost und Gnade, daß Himmel und Erde es
nicht begreifen können. Aber da gehört Verständnis zu, daß man solches glaube.
Denn es mangelt nicht am Schatz, sondern es mangelt daran, daß man ihn fasse und
festhalte.
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Darum hat ein jeder Christ an der Taufe sein Leben lang genug zu lernen und zu
üben. Denn er hat immer daran zu schaffen, daß er fest glaube, was sie zusagt und
bringt: Überwindung des Teufels und Todes, Vergebung der Sünde, Gottes Gnade,
den ganzen Christus und den Heiligen Geist mit seinen Gaben. Im ganzen: Es ist so
überschwenglich viel, daß, wenn es die schwache Natur bedenkt, sie zweifeln müßte,
ob es wahr sein kann. Denn bedenke, wenn es irgendeinen Arzt gäbe, der die Kunst
beherrschte, daß die Leute nicht sterben würden oder, wenn sie auch stürben, danach
ewig leben, wie würde die Welt ihn mit Geld zuschneien und -regnen, so daß den
Reichen niemand zuvorkommen könnte? Nun wird hier in der Taufe jedem umsonst
ein solcher Schatz und solche Arznei vor die Tür gebracht, die den Tod verschlingt
und alle Menschen beim Leben erhält. So muß man die Taufe ansehen und uns zu-
nutze machen, daß wir uns damit stärken und trösten, wenn uns unsere Sünde oder
unser Gewissen zur Last wird, und sagen: „Ich bin doch getauft. Bin ich aber getauft,
so ist mir zugesagt, ich solle selig sein und das ewige Leben haben an Seele und
Leib.“ Denn darum geschieht dies beides in der Taufe, daß der Leib begossen wird,
der nicht mehr erfassen kann als das Wasser, und daß das Wort gesprochen wird,
damit es die Seele auch fassen kann. Weil nun beides, Wasser und Wort, eine Taufe
ist, so müssen auch beide, Leib und Seele, selig werden und ewig leben, die Seele
durch das Wort, an das sie glaubt, der Leib aber, weil er mit der Seele vereinigt ist
und die Taufe auch ergreift, wie er es ergreifen kann. Darum haben wir an unserem
Leib und unserer Seele keinen größeren Schatz. Denn dadurch werden wir ganz hei-
lig und selig, was sonst kein Leben, kein Werk auf Erden erlangen kann.
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Damit sei nun genug gesagt von dem Wesen, Nutzen und Gebrauch der Taufe, soviel
hier nötig ist. Hierher gehört nun eine Frage, mit der der Teufel durch seine Rotten
die Welt verwirrt, [nämlich] von der Kindertaufe, ob sie auch glauben oder recht ge-