Die Bekenntnisschriften - page 493

Bündige Zusammenfassung strittiger Artikel
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6. Daß nicht Gott selbst, sondern allein die Gaben Gottes in den Gläubigen wohnen.
7. Daß der Glaube darum selig mache, weil die Erneuerung, die in der Liebe zu Gott
und dem Nächsten besteht, in uns durch den Glauben in Gang gesetzt werde.
8. Daß der Glaube den Vorzug in der Rechtfertigung habe, gleichwohl aber auch die
Erneuerung und die Liebe zu unserer Gerechtigkeit vor Gott hinzugehören, und zwar
in der Weise, daß sie wohl nicht die ausschlaggebenden Ursachen unserer Gerechtig-
keit seien, aber dennoch unsere Gerechtigkeit vor Gott ohne eine solche Liebe und
Erneuerung nicht ganz oder vollkommen sei.
9. Daß die Gläubigen vor Gott gerechtfertigt und selig werden durch die zugerechnete
Gerechtigkeit Christi
und zugleich
durch den angefangenen neuen Gehorsam, oder
zum Teil
durch die Zurechnung der Gerechtigkeit Christi,
zum Teil
aber durch den
angefangenen neuen Gehorsam.
10. Daß uns die Verheißung der Gnade durch den Glauben im Herzen zugeeignet wer-
de und durch das Bekenntnis, das mit dem Mund gesprochen wird, und durch andere
Tugenden.
11. Daß der Glaube nicht ohne die guten Werke rechtfertige, so daß die guten Werke
notwendig zur Gerechtigkeit erforderlich seien, ohne deren Vorhandensein der
Mensch nicht gerechtfertigt werden könne.
IV. Von guten Werken
Die Hauptfrage im Streit von den guten Werken
Über der Lehre von guten Werken sind zweierlei Spaltungen in etlichen Kirchen ent-
standen:
1. Zuerst haben sich einige Theologen über folgenden Aussagen getrennt. Die eine
Seite hat geschrieben: Gute Werke sind nötig zur Seligkeit. Es ist unmöglich, ohne
gute Werke selig zu werden. Ebenso: Es ist niemals jemand ohne gute Werke selig
geworden. Die andere Seite aber hat dagegen geschrieben: Gute Werke sind schädlich
zur Seligkeit.
2. Danach hat sich auch zwischen einigen Theologen über den beiden Worten „nötig“
und „frei“ eine Trennung ergeben. Die eine Seite hat verfochten, man solle das Wort
„nötig“ nicht im Blick auf den neuen Gehorsam gebrauchen, der sich nicht aus Not-
wendigkeit und Zwang, sondern aus freiwilligem Geist ergebe. Die andere Seite hat an
dem Wort „nötig“ festgehalten, weil ein solcher Gehorsam nicht in unserem Er-
messen stehe, sondern die wiedergeborenen Menschen schuldig seien, einen solchen
Gehorsam zu leisten.
Aus dieser Kontroverse um die Worte hat sich ein weiterer Streit um die Sache an
sich zugetragen. Die eine Seite hat verfochten, man solle unter den Christen das Ge-
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