Bündige Zusammenfassung strittiger Artikel
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6. Wir glauben, lehren und bekennen, daß Leib und Blut Christi nicht allein geistlich
durch den Glauben, sondern auch mündlich, jedoch nicht auf kapernaitische
, son-
dern auf übernatürliche, himmlische Weise um der sakramentlichen Vereinigung wil-
len mit Brot und Wein empfangen werden. Dies weisen die Worte Christi klar aus, mit
denen er auffordert zu nehmen, zu essen und zu trinken, wie es die Apostel taten, denn
es steht geschrieben: „Und sie tranken alle daraus“, Mk 14 (v. 24). Desgleichen sagt
Sankt Paulus: „Das Brot, das wir brechen, ist eine Gemeinschaft des Leibes Christi“
(1. Kor 10, 16), das heißt: Wer dieses Brot ißt, der ißt den Leib Christi. Dies bezeugen
auch einhellig die wichtigsten alten Kirchenlehrer, Chrysostomus, Cyprian, Leo I.,
Gregor, Ambrosius, Augustinus.
7. Wir glauben, lehren und bekennen, daß nicht allein die an Christus Glaubenden und
Würdigen, sondern auch die Unwürdigen und Ungläubigen den wahren Leib und das
wahre Blut Christi empfangen, jedoch nicht zu Leben und Trost, sondern zu Gericht
und Verdammnis, wenn sie sich nicht bekehren und Buße tun (1. Kor 11, 23–29).
Denn auch wenn sie Christus als Erlöser von sich stoßen, so müssen sie ihn doch,
auch wider ihren Willen, als strengen Richter zulassen, der ebenso gegenwärtig in den
unbußfertigen Gästen Gericht hält und als Richter wirkt, wie er durch seine Gegen-
wart Leben und Trost in den Herzen der wahrhaft glaubenden und würdigen Gäste
wirkt.
8. Wir glauben, lehren und bekennen auch, daß es nur eine Art von unwürdigen Gä-
sten gibt, nämlich die, die nicht glauben, von denen geschrieben steht: „Wer aber
nicht glaubt, der ist schon gerichtet“ (Joh 3, 18). Dieses Gericht wird durch unwürdi-
gen Gebrauch des heiligen Sakraments vermehrt, größer und schwerer, 1. Kor 11
(v. 27.29).
9. Wir glauben, lehren und bekennen, daß niemand, der wahrhaft glaubt, solange er
den lebendigen Glauben, wie schwach dieser auch sein möge, behält, das heilige
Abendmahl zum Gericht empfängt. Denn das Abendmahl ist besonders den schwach-
gläubigen, aber bußfertigen Christen zu Trost und Stärkung ihres schwachen Glau-
bens eingesetzt worden.
10. Wir glauben, lehren und bekennen, daß alle Würdigkeit der Tischgäste dieser
himmlischen Mahlzeit allein in dem allerheiligsten Gehorsam und vollkommenen
Verdienst Christi besteht, welches wir uns durch wahren Glauben aneignen und des-
sen wir durch das Sakrament versichert werden. Die Würdigkeit ergibt sich keines-
wegs aus unseren Tugenden, innerlichen und äußerlichen Vorbereitungen.
27 Vgl. dazu die Erklärung, die die Epitome unter den Negativa, Abschnitt 21, selbst gibt. Der Begriff steht für das
Mißverständnis dessen, was Jesus nach Joh 6, 22–59 vom Essen seines Leibes in der Synagoge von Kapernaum
ausführte.
28 Entsprechende Aussagen dieser Kirchenväter werden in den Bekenntnisschriften der evangelisch-lutherischen
Kirche, S. 994 f., zitiert.