Bündige Zusammenfassung strittiger Artikel
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e.
8. Dennoch ist diese Freiwilligkeit in den auserwählten Kindern Gottes nicht voll-
kommen, sondern mit großer Unzulänglichkeit behaftet, wie z. B. Sankt Paulus über
sich selbst klagt, Röm 7 (v. 14–25); Gal 5 (v. 17).
9. Diese Unzulänglichkeit rechnet der Herr seinen Auserwählten jedoch nicht zu, um
des Herrn Christi willen, wie geschrieben steht: „So ist nun nichts Verdammliches an
denen, die in Christo Jesu sind“, Röm 8 (v. 1).
10. Wir glauben, lehren und bekennen auch, daß nicht die Werke den Glauben und die
Seligkeit in uns erhalten, sondern daß dies allein der Geist Gottes durch den Glauben
wirkt, für dessen Anwesenheit und Einwohnung die guten Werke Zeugnisse sind.
Negativa
Falsche Gegenlehre
1. Demnach verwerfen und verdammen wir folgende Weise zu reden: wenn gelehrt
und geschrieben wird, daß gute Werke nötig zur Seligkeit seien; ebenso, daß niemand
jemals ohne gute Werke selig geworden sei; ebenso, daß es unmöglich sei, ohne gute
Werke selig zu werden.
2. Wir verwerfen und verdammen auch folgende leichtfertige Rede als ärgerlich und
nachteilig für ein christliches Verhalten, wenn gesagt wird: Gute Werke sind schäd-
lich zur Seligkeit. Denn besonders in diesen letzten Zeiten ist es genauso nötig, die
Leute zu christlichem Verhalten und guten Werken zu ermahnen und sie daran zu
erinnern, wie notwendig es sei, daß sie zum Zeugnis ihres Glaubens und ihrer Dank-
barkeit Gott gegenüber sich in guten Werken üben, wie darauf zu achten, daß die
Werke nicht in den Artikel der Rechtfertigung hineingemischt werden. Denn die Men-
schen können durch eine Auffassung vom Glauben, die sich der Verantwortung für
das eigene Handeln vor Gott entzieht,
ebenso verdammt werden wie durch das pa-
pistische und pharisäische Vertrauen auf eigene Werke und Verdienst
3. Wir verwerfen und verdammen auch, wenn gelehrt wird, daß der Glaube und die
Einwohnung des Heiligen Geistes nicht durch mutwilliges Sündigen verlorengehen,
sondern daß die Heiligen und Auserwählten den Heiligen Geist behalten, auch wenn
sie in Ehebruch und andere Sünden fallen und darin verharren.
V. Von Gesetz und Evangelium
Die Hauptstreitfrage
Der Streitpunkt ist, ob die Predigt des heiligen Evangeliums im eigentlichen Sinne
nicht nur eine Gnadenpredigt sei, die die Vergebung der Sünden verkündigt, sondern
auch eine Buß- und Strafpredigt, die den Unglauben brandmarkt, der im Gesetz nicht
getadelt, sondern allein durch das Evangelium aufgedeckt werde.
23 Die Konkordienformel nennt dies einen „epicurischen Wahn“ (mit Bezug auf die Philosophie Epikurs; † 271 v. Chr.).