Die Bekenntnisschriften - page 499

Bündige Zusammenfassung strittiger Artikel
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Negativa
Falsche Gegenlehre
Demnach verwerfen wir als eine schädliche, der christlichen Ordnung und wahren
Frömmigkeit entgegenstehende Lehre und Irrtum, wenn gelehrt wird, daß das Gesetz
in oben beschriebener Weise und Maß nicht bei den Christen und wahrhaft Glauben-
den, sondern allein bei den Ungläubigen, Nichtchristen und Unbußfertigen gepredigt
werden solle.
VII. Vom heiligen Abendmahl Christi
Obwohl die Zwinglischen Lehrer nicht unter die Theologen zu rechnen sind, die die
Augsburgische Konfession anerkennen, von denen sie sich damals, als diese Konfes-
sion übergeben worden ist, abgesondert haben
,
24
weil sie sich jedoch unter sie mi-
schen und es wagen, ihren Irrtum unter dem Namen dieser christlichen Konfession zu
verbreiten, haben wir auch von diesem Streit berichten wollen.
Der Hauptstreitpunkt zwischen unserer Lehre und der der Sakramentierer
25
in diesem
Artikel
Die Streitfrage ist, ob in dem heiligen Abendmahl wahrer Leib und wahres Blut unse-
res Herrn Jesus Christus wahrhaftig und wesentlich gegenwärtig seien, mit Brot und
Wein ausgeteilt und mit dem Mund empfangen werden von allen denen, die an diesem
Sakrament teilnehmen, ob sie nun würdig oder unwürdig, fromm oder unfromm, gläu-
big oder ungläubig sein mögen; den Gläubigen zu Trost und Leben, den Ungläubigen
zum Gericht. Die Sakramentierer sagen nein, wir sagen ja.
Zur Erklärung dieses Streits ist zu Anfang zu beachten, daß es zweierlei Sakramen-
tierer gibt. Etliche sind offenkundige Sakramentierer, die mit verständlichen, klaren
Worten bekennen, was sie im Herzen glauben, nämlich daß im heiligen Abendmahl
nicht mehr als Brot und Wein gegenwärtig sei, ausgeteilt und mit dem Mund empfan-
gen werde. Etliche aber sind verschlagene und äußerst gefährliche Sakramentierer, die
zum Teil glänzend mit unseren Worten reden und so tun, als ob sie auch an eine wahr-
haftige Gegenwart des wahren, wesentlichen, lebendigen Leibes und Blutes Christi im
heiligen Abendmahl glaubten, doch diese geschehe geistlich, durch den Glauben.
Dennoch bewahren sie unter diesen wohlklingenden Worten eben die erste simple
Meinung, daß nämlich nichts als Brot und Wein im heiligen Abendmahl anwesend sei
und mit dem Mund empfangen werde. Denn geistlich bedeutet für sie nichts anderes
als der Geist Christi, welcher durchaus gegenwärtig sei, oder die Kraft des abwesen-
den Leibes Christi und sein Verdienst. Der Leib Christi aber sei auf keinerlei Art und
24 Vgl. die Einleitung zum Augsburger Bekenntnis; Band 1, S. 27.
25 Mit der Bezeichnung „Sakramentierer“ benannten Luther und seine Nachfolger all diejenigen, die nicht wie sie
die Lehre von der realen Anwesenheit des Leibes Christi im Abendmahl vertraten.
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