Die Bekenntnisschriften - page 503

Bündige Zusammenfassung strittiger Artikel
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12. Daß Christus die wesentliche Gegenwart seines Leibes und Blutes im heiligen
Abendmahl nicht habe verheißen oder leisten können, weil die Eigenschaften seiner
angenommenen menschlichen Natur so etwas weder hinnehmen noch zulassen können.
13. Daß Gott nach all seiner Allmacht – was erschreckend zu hören ist – nicht zu be-
wirken vermöge, daß sein Leib zu einem Zeitpunkt an mehr als einem Ort wesentlich
gegenwärtig sei.
14. Daß nicht die allmächtigen Worte des Testaments Christi, sondern der Glaube die
Gegenwart des Leibes und Blutes Christi im heiligen Abendmahl begründe und her-
beiführe.
15. Daß die Gläubigen den Leib Christi nicht bei Brot und Wein des heiligen Abend-
mahls suchen, sondern ihre Augen von dem Brot weg in den Himmel erheben und dort
den Leib Christi suchen sollen.
16. Daß die ungläubigen, unbußfertigen Christen im heiligen Abendmahl nicht den
wahren Leib und [das wahre] Blut Christi, sondern allein Brot und Wein empfangen.
17. Daß die Würdigkeit der Gäste bei dieser himmlischen Mahlzeit nicht allein vom
wahren Glauben an Christus, sondern auch von der äußerlichen Vorbereitung der
Menschen abhänge.
18. Daß auch die Gläubigen, die einen wahren, lebendigen, reinen Glauben an Chri-
stus haben und behalten, dieses Sakrament zum Gericht empfangen können, weil sie
im äußerlichen Lebenswandel noch unvollkommen sind.
19. Daß die äußerlichen sichtbaren Elemente des Brotes und Weines im heiligen Sa-
krament angebetet werden sollen.
20. Desgleichen überlassen wir auch dem gerechten Gericht Gottes alle vorwitzigen,
spöttischen, lästerlichen Fragen (die ohne Verletzung des Anstands nicht zu nennen
sind) und Reden, die auf simple, fleischliche, „kapernaitische“
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und abscheuliche
Weise von den übernatürlichen, himmlischen Geheimnissen dieses Sakraments ganz
lästerlich und großen Anstoß erregend durch die Sakramentierer vorgebracht werden.
21. Hiermit verdammen wir ganz entschieden das kapernaitische Essen des Leibes Chri-
sti, das bedeutet, daß man sein Fleisch mit Zähnen zerbeiße und wie andere Speise ver-
daue, welches uns die Sakramentierer gegen das Zeugnis ihres Gewissens und gegen all
unser vielfältiges Bezeugen vorsätzlich anlasten und auf diese Weise unsere Lehre bei
ihren Zuhörern verhaßt machen. Wir halten dagegen und glauben entsprechend den
schlichten Worten des Testaments Christi an ein wahrhaftiges, jedoch übernatürliches
Essen des Leibes Christi wie auch Trinken seines Blutes. Dies begreifen menschliche
Sinne und Vernunft nicht, sondern unser Verstand wird, ebenso wie bei allen anderen
Artikeln des Glaubens, „in den Gehorsam Christi gefangen“ (2. Kor 10, 5), und ein
solches Geheimnis wird nicht anders als allein mit dem Glauben erfaßt und im Wort
offenbart.
29 Vgl. oben Anm. 27 sowie den folgenden Abschnitt 21.
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