Bündige Zusammenfassung strittiger Artikel
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9. Daß die menschliche Natur der göttlichen Natur, was ihre Substanz und [ihr] We-
sen anlangt oder was deren wesentliche Eigenschaften angeht, gleichgemacht und
gleich geworden sei.
10. Daß die menschliche Natur Christi an alle Orte des Himmels und der Erde räum-
lich ausgedehnt sei, was selbst der göttlichen Natur nicht zugemessen werden soll.
11. Daß es Christus wegen der Eigenschaften der menschlichen Natur unmöglich sei,
zugleich an mehr als an einem Ort zu sein, und daß er noch viel weniger mit seinem
Leib überall sein könne.
12. Daß allein die bloße Menschheit für uns gelitten und uns erlöst habe und daß der
Sohn Gottes mit der Menschheit im Leiden tatsächlich keine Gemeinschaft gehabt
habe, so als wenn es ihn nichts angegangen sei.
13. Daß Christus bei uns auf Erden im Wort, in den Sakramenten und allen unseren Nö-
ten allein nach seiner Gottheit gegenwärtig sei und daß diese Gegenwart seine menschli-
che Natur ganz und gar nichts angehe, nach welcher er, nachdem er uns durch sein Lei-
den und Sterben erlöst habe, mit uns auf Erden nichts mehr zu schaffen habe.
14. Daß der Sohn Gottes, der die menschliche Natur angenommen hat, nicht alle Wer-
ke seiner Allmacht, nachdem er die Knechtsgestalt abgelegt hat, in, durch und mit
seiner menschlichen Natur verrichte, sondern nur einige und allein an dem Ort, an dem
die menschliche Natur räumlich anwesend sei.
15. Daß er nach der menschlichen Natur der Allmacht und anderer Eigenschaften der
göttlichen Natur ganz und gar nicht fähig sei gegen den ausdrücklichen Spruch Chri-
sti: „Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden“ (Mt 28, 18), und gegen
Paulus: „In ihm wohnt alle Fülle der Gottheit leibhaftig“, Kol 2 (v. 9).
16. Daß ihm [nach der menschlichen Natur zwar] größere Gewalt im Himmel und auf
Erden gegeben sei, nämlich größere und mehr als allen Engeln und anderen Kreatu-
ren. Aber mit der Allmacht Gottes habe er keine Gemeinschaft, sie sei ihm auch nicht
gegeben. Daher erfinden sie eine „media potentia“, das heißt eine solche Gewalt, die
zwischen Gottes allmächtiger Gewalt und der Gewalt anderer Kreaturen liege und die
Christus nach seiner Menschheit durch die Erhöhung gegeben sei. Sie sei geringer als
Gottes allmächtige Gewalt und größer als die anderer Kreaturen.
17. Daß Christus nach seinem menschlichen Geist ein gewisses Maß gesetzt sei, wie-
viel er wissen soll, und daß er nicht mehr wisse, als ihm gebühre und zu seinem Rich-
teramt vonnöten sei zu wissen.
18. Daß Christus, von dem doch geschrieben steht, daß in ihm „alle Schätze der Weis-
heit und der Erkenntnis verborgen“ seien (Kol 2, 3), noch nicht vollkommene Er-
kenntnis Gottes und aller seiner Werke habe.
19. Daß es Christus nach seinem menschlichen Geist unmöglich sei zu wissen, was von
Ewigkeit gewesen sei, was jetzt überall geschehe und noch in Ewigkeit sein werde.