Die Bekenntnisschriften - page 507

Bündige Zusammenfassung strittiger Artikel
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menschliche Natur in der Person Christi verleugnet oder getilgt, auch keine Natur in
die andere verwandelt, sondern Christus ist und bleibt in alle Ewigkeit Gott und
Mensch in einer unzertrennten Person. Das ist nach der heiligen Dreifaltigkeit, wie der
Apostel bezeugt (1. Tim 3, 16), das höchste Geheimnis, in welchem unser einziger
Trost, Leben und Seligkeit besteht.
Negativa
Widerstreitende, falsche Lehre von der Person Christi
Demnach verwerfen und verdammen wir als dem Wort Gottes und unserem schlichten
christlichen Glauben widersprechend alle folgenden irrigen Artikel, wenn gelehrt
wird:
1. Daß Gott und Mensch in Christus nicht eine Person, sondern Gottes Sohn eine und
des Menschen Sohn eine andere Person sei, wie Nestorius dahergeredet hat.
2. Daß die göttliche und menschliche Natur miteinander in ein Wesen vermischt und
die menschliche Natur in die Gottheit verwandelt sei, wie Eutyches phantasiert hat.
3. Daß Christus nicht wahrer, natürlicher, ewiger Gott sei, wie Arius
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geglaubt hat.
4. Daß Christus nicht eine wahre menschliche Natur aus Leib und Seele gehabt habe,
wie Markion
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es sich ausgedacht hat.
5. Quod unio personalis faciat tantum communia nomina, das heißt: Daß die persönli-
che Vereinigung der Naturen in Christus allein deren Bezeichnungen und Namen der
jeweils anderen Natur mitteile.
6. Daß es nur eine „phrasis“ und ein „modus loquendi“, das heißt eine Ausdruckswei-
se und Redensart sei, wenn man sagt: Gott ist Mensch, Mensch ist Gott. Denn die
Gottheit habe realiter, das heißt in der Tat, nichts mit der Menschheit und die Mensch-
heit nichts mit der Gottheit gemein.
7. Daß es nur eine „communicatio verbalis“, das heißt nichts als Worte seien, wenn
gesagt wird, Gottes Sohn sei für die Sünde der Welt gestorben, des Menschen Sohn sei
allmächtig geworden.
8. Daß die menschliche Natur in Christus auf die gleiche Weise wie die Gottheit ein
unendliches Wesen geworden sei und aus dieser wesentlichen, mitgeteilten, in die
menschliche Natur ausgegossenen und von Gott abgesonderten Kraft und Eigenschaft
auf die gleiche Weise wie die göttliche Natur überall gegenwärtig sei.
38 Arius († 336) lehrte, daß der Logos (das „Wort“ im Sinne von Joh 1, 1 f.14) ein Geschöpf Gottes und dessen
Wesen völlig unähnlich und fremd sei. Daraus entwickelte sich der arianische Streit, den die Erste Ökumenische
Synode von Nizäa 325 zu schlichten versuchte. Das dort angenommene, den Arianismus ausgrenzende
Glaubensbekenntnis (Nizänum; s. o. Band 1, S. 16.19) wurde auf der Zweiten Ökumenischen Synode von
Konstantinopel 381 bestätigt.
39 Der der Gnosis nahestehende Markion lebte um die Mitte des 2. Jahrhunderts. Seine dualistische Lehre führte zu
einer Annahme zweier Götter und zur Abwertung des Alten Testaments, das von dem Widersacher Gottes, dem
Demiurgen zeuge. Ihm stehe der gute Gott gegenüber, der den mit einem Scheinleib ausgestatteten Christus zur
Erlösung der Welt entsandte.
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