Die Apologie des Augsburger Bekenntnisses
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schen ohne ein Gebot Gottes eingeführte Kulte rechtfertigen, wo doch über den Will-
len Gottes nichts behauptet werden kann ohne ein Wort Gottes? Was ist, wenn Gott
diese Kulte nicht anerkennt? Wie also können die Gegner behaupten, daß sie
rechtferti-
gen, obwohl das ohne ein Wort oder Zeugnis Gottes nicht behauptet werden kann?
Und
Paulus
sagt
: „Alles, was nicht aus Glauben kommt, ist Sünde“ (Röm 14, 23). Wenn
aber diese Kulte kein Zeugnis des Wortes Gottes haben, muß das Gewissen notwen-
dig zweifeln, ob sie Gott gefallen.
[Rechtfertigung durch menschliche Satzungen ist ein Merkmal des Antichrist-Reiches]
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Doch was bedarf es in einer offenkundigen Sache weiterer Worte? Wenn unsere
Gegner diese menschlichen Kulte verteidigen (als verdienstlich für Rechtfertigung,
Gnade und Sündenvergebung), errichten sie einfach das Reich des Antichrists. Denn
das Antichrist-Reich ist ein neuer Gotteskult, der von Menschen erdacht ist [und]
Christus verwirft. So hat auch das Reich Mohammeds einen Kult. Es hat Werke,
durch die es vor Gott gerecht werden will, und nimmt nicht wahr, daß die Menschen
durch den Glauben umsonst um Christi willen gerechtfertigt werden. So wird auch
das Papsttum ein Teil des Antichrist-Reiches sein, wenn es menschliche Kulte des-
halb verteidigt, weil sie [angeblich] rechtfertigen. Denn Christus wird die Ehre ge-
raubt, wenn sie lehren, daß wir nicht um Christi willen umsonst durch den Glauben
gerechtfertigt werden, sondern durch solche Kulte – und vor allem, wenn sie behaup-
ten, solche Kulte seien nicht nur nützlich, sondern zur Rechtfertigung sogar notwen-
dig, wie sie es oben im achten Artikel behaupte
, wo sie uns verdammen, weil wir
gesagt haben, es sei nicht notwendig zur wahren Einheit der Kirche, daß überall die
gleichen von Menschen eingeführten Kulte bestehen. Daniel zeigt im elften Kapitel,
daß neue menschliche Kulte [CR 576] die Gestalt und Verfassung des Antichrist-
Reiches sein werden. Denn er spricht so: „Den Gott der Festungen verehrt er an sei-
nem Orte, und einen Gott, den seine Väter nicht gekannt haben, ehrt er durch Gold
und Silber und Edelsteine“ (Dan 11, 38). Hier beschreibt er neue Kulte, denn er sagt,
[301] daß ein Gott verehrt wird, den die Väter nicht gekannt haben.
Denn obwohl die heiligen Väter selbst auch Riten und Überlieferungen hatten,
meinten sie doch nicht, diese Dinge seien nützlich oder notwendig zur Rechtferti-
gung. Sie verdunkelten nicht den Ruhm und das Amt Christi, sondern lehrten, daß wir
durch den Glauben um Christi willen gerechtfertigt werden, nicht wegen jener
menschlichen Kulte. Im übrigen befolgten sie die menschlichen Kulte [nur] wegen
des leiblichen Nutzens, damit das Volk wüßte, zu welcher Zeit es zusammenkommen
sollte, damit alles in den Kirchen des guten Beispiels wegen ordentlich und feierlich
vonstatten ginge, überdies, damit das Volk auch eine gewisse Erziehung erhielte.
Denn die Unterscheidung der Zeiten und die Vielfalt der Riten dient zur Belehrung
des Volkes. Das waren die Gründe, die die Väter zur Beachtung der Riten veranlaß-
132 Konfutation, zu Art. 7 der Augsburgischen Konfession.