Die Bekenntnisschriften - page 197

Die Apologie des Augsburger Bekenntnisses
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[Evangelische Gemeinden halten sich an die kirchlichen Ordnungen in ihrem legiti-
men Sinn]
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Im übrigen wollen wir die alten Überlieferungen, die in der Kirche aus Gründen der
Zweckmäßigkeit und des Friedens eingeführt wurden, gern bewahren. Und wir legen
sie im besten Sinne aus, d. h. unter Ausschluß der Meinung, daß sie rechtfertigen.
Aber unsere Feinde beschuldigen uns zu Unrecht, wir würden gute Vorschriften
[und] die Ordnung der Kirche abschaffen. In Wahrheit können wir nämlich bekun-
den, daß der öffentliche Zustand der Kirche bei uns ehrenhafter ist als bei den Geg-
nern. Und wer es [nur] recht erwägen will: Wir befolgen die kirchlichen Gesetze
aufrichtiger als die Gegner. Bei den Gegnern halten die Opferpriester ihre Messen nur
unwillig, für Lohn bestellt und zumeist nur um des Lohnes willen. Sie singen
Psalmen, nicht um zu lernen oder zu beten, sondern der kultischen Handlung wegen,
als wäre jenes Werk ein Gottesdienst, oder einfach um des Lohnes willen. Bei uns
empfangen viele Menschen an den Sonntagen das Abendmahl, doch sind sie zuvor
unterwiesen, verhört und losgesprochen worden. Die Schüler singen Psalmen, um zu
lernen; auch das Volk singt, um zu lernen oder um zu beten. [305] Bei den Gegnern
gibt es überhaupt keine Kinderlehre, über die die kirchlichen Gesetze doch Vorschrif-
ten enthalten. Bei uns werden die Pastoren und Kirchendiener verpflichtet, die Kin-
der öffentlich zu unterrichten und sie abzufragen; und diese Maßnahme bringt die
besten Früchte. Bei den Gegnern werden in vielen Gegenden das ganze Jahr über
keine Predigten gehalten, mit Ausnahme der Fastenzeit. Dabei ist es doch der wich-
tigste Gottesdienst, das Evangelium zu verkündigen.
Und wenn die Gegner predigen, dann reden sie von den menschlichen Überliefe-
rungen, von der Heiligenverehrung und ähnlichen Albernheiten, die das Volk mit
Recht verabscheut; daher verläßt es die Kirchen gleich zu Beginn des Gottesdienstes
wieder, sobald der Text des Evangeliums verlesen worden ist. Einige wenige, die
Besseren, beginnen nun, von den guten Werken zu sprechen. Von der Glaubensge-
rechtigkeit [aber], vom Glauben an Christus, von der Tröstung der Gewissen sagen
sie nichts, vielmehr verunglimpfen sie diesen sehr heilsamen Teil des Evangeliums
durch Schmähreden. Dagegen behandeln in unseren Kirchen alle Predigten die
folgenden Themen: Buße, Gottesfurcht, Glauben an Christus, Glaubensgerechtigkeit,
Tröstung der Gewissen durch den Glauben, Übungen des Glaubens, Gebet (wie es
geschehen soll und daß man gewiß glauben soll, es sei wirksam und werde erhört),
das Kreuz, Würde [CR 580] der Obrigkeiten und aller bürgerlichen Ordnungen,
Unterschied zwischen dem Reich Christi oder geistlichen Reich und den weltlichen
Dingen, Ehe, Erziehung und Unterweisung der Kinder, Keuschheit, alle Pflichten der
Liebe. Aus dieser Beschaffenheit der Gemeinden kann ersehen werden, daß wir die
kirchliche Ordnung, gottgefällige Zeremonien und gute kirchliche Sitten sorgfältig
beibehalten.
[306] Von der Tötung des Fleisches aber und der Zucht des Leibes lehren wir so,
wie es das Bekenntni
s
137
berichtet: Daß die wahre und ungeheuchelte Tötung durch
137 S. o. Augsburger Bekenntnis, Art. 26.
1...,187,188,189,190,191,192,193,194,195,196 198,199,200,201,202,203,204,205,206,207,...549
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